Wie werde und bleibe ich aktiv?

Mehr Bewegung oder ein neuer Sport bedeuten immer auch eine Verhaltensänderung. Damit diese von Dauer ist und nicht – wie so mancher Neujahrsvorsatz – nach wenigen Wochen wieder verpufft, sollten Sie sich ein paar Strategien zurechtlegen. Denn leider ist die Wirkung von Sport nur kurzfristig.

Selbstbeobachtung

Studien zeigen, dass die Erfolge eines achtwöchigen Trainings nach weiteren acht Wochen Trainingspause komplett verschwunden sind. Ein erster Schritt, um am Ball zu bleiben, ist die Selbstbeobachtung. Fragen Sie sich: "Wo kann ich noch mehr Bewegung in meinen Alltag integrieren?" und "Wie schaffe ich mir Freiräume fürs Training?" Weisen Sie dem Sport eine gewisse Wertigkeit zu und planen Sie ihn fest in die täglichen Abläufe mit ein.

Zielsetzung und Planung

Das A und O bei der Planung sind realistische Ziele, die sich mit vertretbarem Zeitaufwand in den Alltag integrieren lassen. Es motiviert zusätzlich, wenn Sie sich kurz-, mittel- und langfristige Ziele setzen, die messbar sind, so dass Sie diese in bestimmten Abständen überprüfen können. Das kann zum Beispiel eine festgelegte Strecke sein, die Sie gerne am Stück laufen möchten oder eine Schrittkombination, die Sie beim Tanzen erlernen wollen. Formulieren Sie feste Absichten: Was wollen Sie wann, wo, wie genau und mit wem verwirklichen?

Sporttagebuch

Mit Hilfe eines Sporttagebuchs können Sie Ihre individuellen und tatsächlichen Belastungsgrenzen leichter erkennen und beurteilen. Für jeden Tag tragen Sie Ihre sportlichen Aktivitäten mit der jeweiligen Dauer und dem daraus resultierenden Befinden ein. So können Sie mit der Zeit ablesen, welche Sportarten oder Übungen am besten zu Ihnen passen oder welche Sie besonders gut vertragen.

Hindernisse überwinden

Es ist hilfreich, schon im Vorfeld potenzielle Hindernisse einzuplanen und zu überlegen, wie man darauf am besten reagiert. Das heißt, dass Sie auch an Tagen mit schlechter Verfassung trainieren können und dann eventuell das Programm entsprechend anpassen (zum Beispiel mehr Beweglichkeit und Entspannung trainieren statt Ausdauer). Bei zunehmender Erschöpfung im Laufe des Tages planen Sie Ihr Training besser vormittags statt nachmittags ein.

Wenn Sie mit anderen gemeinsam Sport treiben, sollten Sie überlegen, ob Sie Trainer und Verein über Ihre Erkrankung informieren möchten. Das kann Sie zum einen vor überzogenen Erwartungen schützen, zum anderen können die Trainingspartner im Bedarfsfall besser auf Sie und mögliche Symptome eingehen. Wichtig ist, Sorgen und Probleme offen anzusprechen. In den meisten Fällen findet sich eine Kompromisslösung, mit der alle gut leben können. Vermeiden Sie einen sportlichen Vergleich mit gesunden Trainingspartnern, denn die Tagesform schwankt bei ihnen in der Regel weniger als bei MS-Erkrankten, und der Trainingserfolg entwickelt sich in anderem Maße. Lernen Sie – mehr noch als ein Gesunder – auf die Signale Ihres Körpers zu achten und machen Sie rechtzeitig Pausen. Denn: Selbstüberschätzung frustriert und geht mit Verletzungsgefahr einher. Wenn Sie draußen trainieren, machen Sie sich mit Funktionskleidung vom Wetter unabhängig – Regen kühlt! – und schützen Sie sich im Bedarfsfall vor Überhitzung. Bei allen sportlichen Aktivitäten gilt: Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht verunsichern. Ob Menschen mit oder ohne MS – wer vom Pferd fällt und wieder aufsteigt, gewinnt neues Selbstvertrauen.

Nützlich: Moderne Kommunikationsmedien

Moderne Kommunikationstechnologien wie das Internet bieten zusätzliche Möglichkeiten für ein ökonomisches und individuelles Training. Vom internetbetreuten Bewegungsprogramm über Spielkonsolen bis hin zu Smartphone Apps – zahlreiche Angebote helfen, eingefahrene Gewohnheiten zu ändern, Bewegung in den Alltag zu bringen, diese zu erfassen und auszuwerten. 

Spielkonsolen und aktive Videospiele können eine gute Alternative sein, um sich daheim zu bewegen. Übungen für Gleichgewicht und Haltung, Reaktionsspiele und Fitnessprogramme lassen sich ohne viel Aufwand im Wohnzimmer vor dem Fernseher ausführen, auch mit Freunden und Familie in geselliger Runde.

Wer ein Smartphone hat, profitiert von einer Fülle an Apps, die sportliche Betätigung unterstützen oder begleiten. Bei allen Anwendungen gilt: ausprobieren! Sicherlich ersetzen die modernen Techniken nicht die Effekte von Sport im Verein mit anderen, aber sie sind eine gute Ergänzung, um den Alltag sportlicher zu gestalten.

Tipps gegen Überhitzung

  • Trinken Sie so viel wie möglich, aber vermeiden Sie
    Kaffee und Alkohol.
  • Kühlen Sie Ihren Körper vor und nach dem Sport mit
    Wasser (Dusche, Eiswürfel, feuchtes Tuch).
  • Verlegen Sie Sport im Sommer auf morgens oder
    abends und bedecken Sie in der Sonne den Kopf.
  • Nutzen Sie spezielle Kühlelemente wie Kühlwesten,
    Kühlhosen, Stirn- und Nackenbänder.
  • Tragen Sie leichte und durchlässige Funktionskleidung.
  • Achten Sie auf eine gute Klimatisierung in geschlossenen
    Trainingsräumen.

Letzte Änderung: 17.01.2020