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Mehr Zeit und neurokundige Begleitung am Arbeitsplatz

Dies fordert der Spitzenverband ZNS bei der beruflichen Wiedereingliederung. Davon könnten Arbeitnehmer mit Multipler Sklerose profitieren. Und nicht zuletzt der Arbeitsmarkt selbst.

Die berufliche Wiedereingliederung gestaltet sich nach ZNS-Erkrankungen oft besonders schwierig. Manche Probleme sind während einer Reha unauffällig und zeigen sich erst unter Belastung in ihrem ganzen Ausmaß.

Das Aus für den Beruf ? "Das betrifft allein im neurolo­gischen Bereich jedes Jahr zwischen 70.000 und 100.000 Menschen in Deutschland", machte der Reha-Experte Paul Reuther vom Spitzenverband ZNS (SPiZ) auf der 50. wissenschaft­lichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) die Dimension deutlich. Dabei seien es oft geringere und unterschwellige Funktionsdefizite, welche die Belastbarkeit im Alltag und im Beruf deutlich vermindern und zum Scheitern einer beruflichen Einglie­derung führen können.

Wiedereingliederung braucht Zeit

Manches fällt eben erst unter realer Belastung wirklich auf. Patienten mit Multipler Sklerose zum Beispiel, die in Folge eines Schubs in Reha gehen, können sich erst während der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz schlechter konzentrieren oder werden schneller müde. Kognitive Störungen und Fatigue sind die Ursache, aber schwer messbar. Das kann die Berentung zur Folge haben, muss es aber nicht in jedem Fall.

Wichtig sei, dass Patienten mit leichten oder mittelschweren neuropsychologischen Defiziten noch in der Reha ihre Arbeitsperspektive ins Auge fassten und früh mit einer Wiedereingliederung begännen. Diese brauche jedoch Zeit und sollte ohne Druck aber in fachkundiger Begleitung vor Ort erfolgen. Oft helfe eine längere Wiedereingliederungsphase oder auch die neurokundige Begleitung am Arbeitsplatz.

Defizite vor Ort erkennnen

Sowohl die Betroffenen als auch Familie und Arbeitgeber verkennen oft die Belastbarkeit. Im Vordergrund steht die Gesundung oder Verbesserung während der Rehabilitation. Zunächst klappt auch der (Arbeits-) Alltag, doch dann tauchen diese Defizite auf, die nicht ins Bild zu passen scheinen.

Neben einer verbesserten Wiedereingliederung in den Beruf, den der SPiZ fordert, könnten Coachingprogramme dabei helfen, wieder zurück in den Beruf und in einen leichteren Alltag zu finden. Wichtig ist jedoch, dass alle zusammenarbeiten: Patient, Arbeitgeber und Arzt sollten gemeinsam am Arbeitsplatz herausfinden, wie belastbar der Patient zum jeweiligen Zeitpunkt ist, und welche Hilfen er noch benötigt.


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Coaching, Beratung, Supervision

Die auch "Hamburger Modell" genannte stufenweise Wiedereingliederung sollte daher im GKV-Bereich um eine therapeutische Begleitleistung ergänzt werden. Solche Begleitleistungen könnten Beratung, Koordination, Supervision oder Coaching umfassen. Diese Betreuung sollte flexibel erfolgen können, unter anderem am Arbeitsplatz selbst, weil dort die Probleme auftreten.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 30.09.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 01.10.2014