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Zusammenhang zwischen Melatonin und Multiple Sklerose ?

Argentinische Forscher finden in dem Botenstoff einen weiteren Umweltfaktor für Multiple Sklerose.

In einer argentinischen Studie mit 139 Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose zeigte sich, dass Schübe vermehrt im Frühjahr und im Sommer vorkamen, während die Patienten im Herbst und im Winter ca. 32% weniger Schübe hatten. Der Vitamin-D-Theorie zufolge müsste es eigentlich umgekehrt sein, da die Vitamin-D-Produktion in den warmen und sonnenreichen Jahreszeiten höher ist.

Des Rätsels Lösung fanden die Forscher in Melatonin. Auch Melatonin hängt mit dem Sonnenlicht zusammen, nur verhält es sich bei diesem Botenstoff, der in der Zirbeldrüse produziert wird und unseren Schlaf-Wach-Rhythmus mitregelt, genau umgekehrt: je weniger Sonnenlicht, desto mehr Melatonin. Und je mehr Melatonin, desto weniger Schübe. Das klingt sehr verwirrend zumal andere Vitamin-D-Studien postuliert haben, MS-Schübe wären im Herbst und im Winter häufiger.

Mehr Melatonin, weniger Schübe

Melatonin hat der aktuellen Studie zufolge einen positiven Einfluss auf die schubförmige Multiple Sklerose. Je mehr davon produziert wird, desto weniger leicht kommt es zu Schüben, wie die Wissenschaftler aus den Studiendaten der 139 MS-Patienten rückschlossen (saisonale Schubzeitpunkte, Vitamin-D-Level und Melatoninlevel wurden überprüft), aber auch an einem Tiermodell und in der Zellkultur überprüfen konnten, indem sie Melatonin fütterten bzw. zugaben.

Melatonin hat offensichtlich einen Einfluss auf die T-Zell-Differenzierung. Über diesen Weg kann es den Verlauf der Multiplen Sklerose beeinflussen, vermuten die Forscher.

Pilotstudie zu Melatonin bei Multipler Sklerose

Ob die künstliche Gabe von Melatonin diesen Effekt ebenfalls herstellen kann, soll nun in einer Pilotstudie geprüft werden. Von der eigenmächtigen Einnahme melatoninhaltiger Arzneimittel raten die Wissenschaftler ab. Zwar wird es bei manchen Schlafstörungen verschrieben, doch kann es auch einige Nebenwirkungen mit sich bringen.

Auffällig an der Studie sind die geringen Durchschnittswerte sowohl von EDSS - hier 1 - als auch die durchschnittliche Krankheitsdauer von 6 Jahren. Einige andere Studien hatten außerdem das Gegenteil festgestellt, nämlich dass die Schubrate in den dunklen Jahreszeiten höher sei als in den hellen. Da die verschiedenen Studien zu Schüben und Jahreszeiten auf unterschiedliche Patienten aus verschiedenen Ländern zurückgreifen, mag hierin ein Anhaltspunkt für unterschiedliche Ergebnisse liegen. Durch die Überprüfung der aktuellen Ergebnisse sowohl im Mausmodell wie auch in Maus- und Menschenzellkulturen für den Einfluss von Melatonin sprechen, müssen weitere Studien die Rolle des Botenstoffs und seinen möglichen Einsatz in der Behandlung der MS noch klären.

Quelle: Melatonin Contributes to the Seasonality of Multiple Sclerosis Relapses, Cell, 10.09.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 13.09.2015