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Zu viel Salz - ein Faktor für Multiple Sklerose ?

In drei Studien entdecken internationale Forscher die Funktion von Salz auf spezielle Immunzellen unseres Körpers. Diese Th-17-Zellen spielen auch eine Rolle bei der Entstehung der MS.

Gelegentlich verursachen medizinische Meldungen über Multiple Sklerose mehr Kopfschütteln als Verständnis: Eine internationale Studie hat nun Salz als Negativfaktor ermittelt. Zu viel davon soll die MS möglicherweise verschlechtern, vielleicht sogar mitverursachen. Salz in die Wunde streuen ? Warum nicht gleich Karotten?, fragt ein erzürnter Kommentator in den Medical News Today.

Wenn die Karotten zu stark gesalzen sind: durchaus möglich - würden die Forscher darauf vermutlich antworten. Und weisen doch ganz deutlich darauf hin, dass diese ersten Ergebnisse rein experimentell sind, sich bisher lediglich im Tiermodell bestätigt haben. Und dass es zwar grundsätzlich ratsam ist, den Salzkonsum einzuschränken, aber aus allgemeinen gesundheitlichen Gründen und nicht, weil dieser die MS verschlimmern oder gar auslösen könnte, was sich bis dato nicht beim Menschen bestätigen ließ.

Th-17-Zellen im Fokus bei Multipler Sklerose

Die Th-17-Zellen, spezielle T-Zellen unseres Immunsystems stehen im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen. Die Fumarsäure etwa manipuliert diese Zellen, reduziert dadurch die Krankheitsaktivität bei Psoriasis, aber auch bei Multipler Sklerose (BG-12-Studie zu Fumarsäureesthern). Das ist die Basis. Eigentlich waren es gleich drei Studien, welche die internationalen Wissenschaftler auf den Salzfaktor im Zusammenhang mit Multipler Sklerose brachten:

  1. Mit Nanokabeln aus Silikon gelang es den Forschern, die Gene in Th-17-Zellen zu beeinflussen, ohne deren Funktion zu zerstören. Damit konnten sie insgesamt 39 regulatorische Faktoren identifizieren und bewerten.
  2. Mittels Schnappschüssen konnten die Forscher über drei Tage hinweg die Entwicklung von Immunzellen beobachten. Dabei erkannten sie zum ersten Mal die Wichtigkeit von SGK1 bei der Entwicklung der Immunzellen. SGK1 (Serum glucocorticoid kinase1) ist ein längst bekanntes Signalprotein. Bisher wusste man allerdings nur, dass es die Salzabsorption etwa in den Nieren reguliert. Dass es eine wichtige Rolle auch bei der Entwicklung von Immunzellen spielt, war bisher unbekannt, so die Forscher. Seine Expression war umso stärker, je mehr Salz vorhanden war. Das führte dazu, dass mehr Th-17-Zellen produziert wurden.
  3. Das übertrugen die Forscher von der Petrischale aufs Tiermodell und fanden dort die gleichen Verhältnisse: EAE-Mäuse (Mäuse mit der sog. Mäuse- oder Tier-MS), die mit viel Salz gefüttert wurden, entwickelten eine schwerere Form dieser Krankheit als Mäuse ohne diese Spezialdiät. Auch die Th-17-Zellen nahmen bei den Salz-Mäusen zu.

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass erhöhte Salzwerte auch beim Menschen einen Umweltfaktor für das Entstehen der Multiplen Sklerose darstellen könnten. Wie oben erwähnt, ist dieser Rückschluss nicht bewiesen. Außerdem sei eine genetische Prädisposition, Vitamin-D-Level und andere Faktoren wichtig. Ob und wie stark der Einfluss von Salz auf das MS-Risiko und vielleicht den MS-Verlauf beim Menschen ist, müssen weitere Studien erst zeigen.

Quelle: Nature, 06.03.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 07.03.2013