Spenden und Helfen

Weihrauch polt Entzündungsenzym um

Boswelia wird bereits seit Längerem als Wirkstoff gegen entzündliche Krankheiten, darunter die Multiple Sklerose, untersucht. Nun hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, dass Weihrauchextrakt doppelt wirkt.

Dass Weihrauchextrakt verschiedene entzündliche Erkrankungen möglicherweise bremsen kann, ist und wird bereits mehrfach erforscht, wenngleich noch keine Zulassungsstudien vorliegen. amsel.de hatte zuletzt im Januar 2018 über eine Studie zu Weihrauch bei Multipler Sklerose berichtet und erst kürzlich von der Studienautorin und Sobek-Nachwuchspreisträgerin Dr. Klarissa Stürner die genaue Dosierung innerhalb dieser Studie erfahren.

Wie genau die Bosweliasäure auf Molekularebene jedoch wirkt - das haben erst jüngst Forscher aus Deutschland (Jena) und den USA festgestellt, indem sie ein bestimmtes Enzym mit verschiedenen Stoffen, darunter Boswelia, konfrontierten und die Auswirkung auf seine Kristallstruktur untersuchten.

Und sie kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die Bosweliasäure scheint nicht nur ein bestimmtes, entzündungsförderndes Enzym zu bremsen, sondern dieses Enzym sogar so "umzupolen", dass es Entzündungen auflöst.

Weihrauch mit doppeltem Effekt

Dabei handelt es sich um das Enzym 5-Lipoxygenase. Ohne Bosweliasäure fördert dieses Enzym, dass Leukotrinen entstehen. Leukotrinen sind Entzündungsbotenstoffe. Unter dem Einfluss von Bosweliasäure jedoch wird die Kristallstruktur von 5-Lipoxygenase nicht nur so verändert, dass die Leukotrinenproduktion gehemmt wird (das tut ein in den USA bereits gegen Asthma zugelassener synthetischer Wirkstoff namens Zileuton auch), sondern obendrein produziert der Weihrauchinhaltsstoff andere Botenstoffe, welche Entzündungen auflösen. Also ein doppelt positiver Effekt.

Interessant sind diese Erkenntnisse nicht nur für die weitere Erforschung des natürlichen Weihrauchharzes, genauer der Bosweliasäure, sondern auch, weil das genauere Wissen über die Struktur von 5-Lipoxygenase es ermöglichen könnte, weitere entzündungslindernde Wirkstoffe zu finden. Auch für die Forschung könnte es hier also einen doppelten Effekt geben. In Bezug auf Multiple Sklerose, aber auch weitere Erkrankungen wie Asthma oder Rheuma.

Von Eigentherapien mit Weihrauch wird derzeit abgeraten. Die frei erhältlichen Präparate sind zudem sehr unterschiedlich in ihrer Qualität.

Quellen: Nature, 11.05.2020; Pressemitteilung der Universität Jena, 11.05.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 25.05.2020