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Weniger Trigeminus-Schmerzen

Die Trigeminusneuralgie gehört zu den schmerzhaftesten Symptomen der Multiplen Sklerose. Ein neuer Wirkstoff könnte die Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduzieren, bei geringen Nebenwirkungen, wie die Phase-2-Studie zu BIIB074 ergab.

Ein blitzartiger Schmerz, wie ein Schuss, ein Reißen, Ziehen, Stechen im Bereich des Gesichtes oder auch der Zähne - die Beschreibungen des Gesichtsschmerzes klingen alle grauenvoll. So schwer dieser Schmerz zu behandeln ist, vor allem bei Multipler Sklerose, so gut weiß man doch um seine Ursache Bescheid.

Schuld ist der sogenannte Trigeminusnerv. Der fünfte Hirnnerv unterteilt sich in drei Äste:

  • den Augenast
  • den Oberkieferast
  • und den Unterkieferast.

Bei der Trigeminusneuralgie ist der fünfte Hirnnerv irritiert. Das kann zu schier unerträglichen Schmerzen führen. Sie dauern oft nur Sekunden, aber auch bis zu zwei Minuten an. Bei manchen zeigt sich der Schmerz nur gelegentlich, bei anderen mehrfach täglich. Ausgelöst werden diese Schmerzen gern durch alltägliche Handlungen wie Essen, Schlucken oder Sprechen. Im Extremfall kann es dazu führen, dass Betroffene nicht mehr essen und stark abnehmen wegen dieser großen Schmerzen.

Nur ein kleiner Teil der Erkrankten mit Multipler Sklerose leidet an Trigeminusneuralgie. Jedoch scheint das Schmerzsyndrom genau bei diesen Patienten oft schwer behandelbar. Hier kommen zwar Antiepileptika zum Einsatz, die aber wiederum Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit als Nebenwirkungen hervorrufen können - und damit andere bestehende Symptome noch verstärken.

Die biochemische Ursache bzw. der Schmerzauslöser lässt sich auf den Kaliumkanal 1.7 zurückführen. Da die zugelassenen Kaliumkanalblocker diesen Kanal unabhängig von deiner Aktivierung hemmen, führen sie oft zu den genannten Nebenwirkungen.

Im Unterschied zu den bisher eingesetzten Medikamenten soll der neue getestete Wirkstoff mit dem Studiennamen BIIB074 den Kaliumkanal 1.7 abhängig von der Stärke seiner Aktivierung hemmen. Je stärker dieser Schmerzkanal also aktiviert ist, desto mehr wird er gehemmt, so die Aussage der Studienautoren. Der neue Wirkstoff sei äußerst gut verträglich so Zahnmediziner Dominik Ettlin von der Universität Zürich.

An der internationalen multizentrischen, im zweiten Teil doppel-blinden, Placebo-kontrollierten und randomisierten Phase-2-Studie nahmen insgesamt 67 Patienten teil. 44 davon beendeten den ersten Teil, die sogenannte Open-Label-Behandlung. Hiervon wurden 29 Patienten mit bestätigter Trigeminusneuralgie für den zweiten Teil doppel-blind aufgeteilt in eine Wirkstoffgruppe (15 Patienten) sowie in eine Placebogruppe (14 Patienten).

Wenngleich sich der primäre Endpunkt beider Gruppen nicht stark voneinander Unterschied, planen die Wissenschaftler doch, den Wirkstoff an einer größeren Gruppe Betroffener testen. Auch sei hinzugefügt, dass als leicht eingestufte Nebenwirkungen wie Schwindel und Kopfschmerzen – also ähnliche Nebenwirkungen bei den zugelassenen Mitteln – auch hier auftraten, und zwar sowohl in der Wirkstoffgruppe wie der Placebogruppe. Ob sich unter den Studienteilnehmern auch Multiple Sklerose-Patienten befanden, geht aus der Onlinezusammenfassung nicht hervor.

Quelle: The Lancet, Neurology, 16.02.2017; Universität Zürich, Zentrum für Zahnmedizin, 20.02.2017

Redaktion: AMSEL e.V., 22.02.2017