Spenden und Helfen

Weitere Nachweise für eine Beteiligung des Epstein-Barr-Virus

16.11.07 - Eine italienisch-britische Studie erhärtet den Verdacht eines Zusammenhangs zwischen EBV und Multipler Sklerose.

Die Forscher um Dr. Francesca Aloisi (Instituto Superiore di Sanita, ISS, Rom) berichten von Spuren des Epstein-Barr-Virus in postmortal untersuchtem Hirngewebe von Menschen mit unterschiedlichen Formen der MS. Sie fanden Spuren einer EBV-Infektion in Immunzellen (B- und Plasmazellen), die das Gehirn in der 21 von 22 MS-Betroffenen infiltriert hatten, nicht jedoch in den sieben Gehirnen von Menschen mit anderen entzündlichen neurologischen Erkrankungen. Sollten sich diese Erkenntnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, wäre die Verbindung zwischen dem EBV und der MS bestärkt. Allerdings lässt sich nicht nachweisen, ob EBV Ursache oder Folge der MS darstellt.

Die Studie von Dr. Francesca Aloisi (ISS) und Kollegen aus Italien und England wurde Anfang November 2007 im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht. Gefördert wurde sie durch die Europäische Union, die italienische MS-Gesellschaft und das italienische Ministerium für Gesundheit. Die britische MS Tissue Bank, gefördert durch die MS-Gesellschaft von Großbritannien und Nordirland, stellte die meisten Proben zur Verfügung.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen EBV und MS, aber auch mit anderen Infektionserregern, wird bereits seit geraumer Zeit vermutet. Frühere Hirn-Untersuchungen fielen dagegen meist negativ aus. Ein Bericht der National MS Society unterstützte die These, dass Personen, die Anzeichen für die Exposition gegenüber EBV zeigten, in den folgenden 20 Jahren doppelt so häufig eine Multiple Sklerose entwickeln würden.

Dr. Aloisi und Kollegen untersuchten die Anwesenheit von EBV und EBV Genprodukten postmortal im Gehirn von Menschen mit MS. Gewöhnlich infiziert EBV nicht die Gehirnzellen. In einer Reihe von Experimenten an Gehirnen von Menschen mit unterschiedlichen Formen der MS fanden sie Anzeichen für eine abnormale Ansammlung von EBV infizierten B-Zellen und Plasmazellen. Sie fanden Beweise für sowohl latentes EBV als auch reaktiviertes EBV. In den Nervenzellen oder dem Myelin misslang der Nachweis.

Um zu testen, ob eine höhere bzw. frühe Infiltration mit EBV mit der Stärke der MS zusammenhängt, prüften sie zusätzlich zwei Hirngewebsproben von verstorbenen Patienten mit sehr schwerer MS und fanden in diesen beiden Fällen Belege, die auf ein reaktiviertes Epstein-Barr-Virus schließen lassen.

Weitere Forschungsarbeiten durch andere Labore sind erforderlich, um diese Ergebnisse bestätigen. Die Forscher sehen sich darin bestärkt, das EBV bei MS weiter zu untersuchen, auch wenn ein ursächlicher Zusammenhang nicht bewiesen werden konnte.

 

Quelle: NMSS, 05.11.07

Redaktion: AMSEL e.V., 16.11.2007