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Was bringen die COVID19-Therapien bei Multipler Sklerose?

Kleines Zeitfenster, hohe Nebenwirkungen – am besten ist, man erkrankt erst gar nicht an COVID19, auch wenn es mittlerweile Therapien dagegen gibt. Wann eine Corona-Therapie für Menschen mit MS interessant wird, erklärt Professor Mathias Mäurer.

Mittlerweile gibt es Wirkstoffe, die eine COVID19-Infektion abschwächen können. Sie bringen allerdings mehrere gewichtige Nachteile mit sich: Zum einen müssen sie innerhalb sehr kurzer Zeit angewandt werden, binnen weniger Tage nach den ersten Symptomen. Zum zweiten sind sie alles andere als nebenwirkungsfrei. Und zum dritten wirken nicht alle gegen die derzeit vorherrschende Omikron-Variante.

Wer sich um mögliche Nebenwirkungen der Coronaimpfungen Sorgen macht, der hat bei den Wirkstoffen gegen COVID19 noch mehr Anlass dafür. Nichtsdestotrotz ist es freilich besser, im Zweifel ein solches Medikament zur Verfügung zu haben, als einen schweren Verlauf zu erleiden. Das gilt für alle Risiko-Patienten, unabhängig von der MS.

Bei wem ist eine COVID-Therapie sinnvoll?

Bei Menschen mit Multipler Sklerose besteht kein grundsätzlicher Anlass, solche Medikamente einzusetzen. Es gibt jedoch Fälle, die dafür sprechen können – wobei immer im Einzelfall zusammen mit dem Arzt entschieden werden sollte –, zum Beispiel:

  • Wenn die Multiple Sklerose die Lungenfunktion beeinträchtigt.
  • Wenn bestimmte MS-Therapien den Impfschutz einschränken.

Gerade der letztere Fall beschäftigt einige MS-Patienten. Es gibt bestimmte Wirkstoffe gegen MS, die das Immunsystem auf besondere Art einschränken und damit auch einen Impfschutz verkleinern können. Dazu zählen

  • die sogenannten S1P-Modulatoren (das sind derzeit Fingolimod, Siponimod, Ozanimod und Ponesimod)
  • und die B-Zell-depletierenden Therapien (Ocrelizumab, Ofatumumab, Rituximab).

Impfen – besser vorsorgen als nachsorgen

Unabhängig von der MS können auch folgende Umstände den Einsatz der COVID19-Therapie rechtfertigen:

  • Wenn man das 50. Lebensjahr überschritten,
  • eine schwere Behinderung,
  • Diabetes oder
  • eine Herz-Kreislauferkrankung hat.

Die COVID19-Therapien sind kein Ersatz für die Impfung. Am besten wirksam ist eine Dreifachimpfung gegen Corona. Im Unterschied zu den COVID-Therapien, die nur helfen können, das Schlimmste zu verhindern, wenn man sich als Risikopatient infiziert hat und dazu etliche Nachteile mit sich bringen, wirkt eine Impfung prophylaktisch. Im besten Fall braucht man sich dann gar nicht zu überlegen, ob eine COVID19-Therapie nötig ist. Und: Die Impfstoffe helfen Studien zufolge auch bei geringer Antikörperantwort, weil hier die T-Zellen aktiv werden. Also: Besser vor- als nachsorgen.

Redaktion: AMSEL e.V., 24.01.2022