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Vitamin-D-Mangel mögliches Vorzeichen von MS?

Bochumer Forscher stellen auffälligen Vitamin-D-Mangel in den Jahren vor der MS-Diagnose mit gleichzeitig stärker ausgeprägter Immunantwort gegen Eppstein-Barr-Virus fest.

Die Infektion mit dem Eppstein-Barr-Virus und niedrige Vitamin-D-Werte werden immer wieder als wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung einer MS diskutiert (Wenig Sonne und Epstein-Barr, Vitamin D senkt MS-Risiko). Zur Überprüfung dieses Verdachts, untersuchten PD Dr. Andrew Chan und seine Kollegen Blutproben von 25 MS-Patienten, die diese vor dem Auftreten erster klinischer Symptome gespendet hatten. Zum Vergleich analysierten die Forscher Blutproben gesunder Kontrollpersonen im gleichen Alter.

Die Untersuchungen ergaben: Schon zwei bis drei Jahre vor Diagnosestellung sind im Blut der späteren Patienten Auffälligkeiten nachweisbar. In dieser Zeit sinken im Vergleich mit Gesunden die Vitamin-D-Werte stark ab. Dafür steigt die Stärke der Antikörper-Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus, das schon lange unter Verdacht steht, an der Entstehung von MS beteiligt zu sein. Über diese Erkenntnisse berichten die Bochumer Forscher um PD Dr. Andrew Chan in der aktuellen online-Ausgabe des Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry.

Grund für niedrigen Vitamin-D-wert unklar

"Schon frühere Studien haben gezeigt, dass niedrige Vitamin-D-Werte besonders im jungen Lebensalter das Risiko für die Entstehung der MS erhöhen. Wir sehen ein Absinken insbesondere innerhalb der zwei Jahre vor dem Auftreten der klinischen Symptome", erklärt Dr. Chan. Warum die Vitamin-D-Werte so niedrig lagen, können die Forscher aber nicht nachvollziehen – mögliche Faktoren sind neben der Ernährung auch die Einstrahlung von Sonnenlicht auf die Haut.

Die Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein Herpesvirus, fiel bei den späteren MS-Patienten schon drei Jahre vor der Diagnose deutlich stärker aus als bei Gesunden. Die Infektion erfolgt meistens im Kindesalter und ruft zunächst keine Symptome hervor. Im Alter von 40 Jahren sind bei 98% Prozent aller Menschen Antikörper nachweisbar. Das Virus bleibt lebenslang im Körper. Erst in der Jugend oder im Erwachsenenalter tritt bei 30 bis 60% der Infizierten Menschen das Pfeiffersche Drüsenfieber auf, das durch EBV ausgelöst werden kann.

Bisher lediglich Arbeitshypothesen

"Einen direkten Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren Vitamin D und Immunantwort auf EBV konnten wir bisher nicht nachweisen", sagt Dr. Chan. "Wir können ihn aber auch nicht ausschließen. Denn Vitamin D ist vermutlich ein wichtiger Einflussfaktor auf das Immunsystem." Die Wissenschaftler betonen, dass diese Ergebnisse in größeren Studien detailliert überprüft werden müssen: "Diese Daten führen zunächst zu Hypothesen und sind von Bedeutung zum Beispiel für weitere klinische Studien mit Vitamin D. Zu einer ‚Früherkennung‘ der MS oder einer Bezifferung des Risikos kann man sie nicht heranziehen."

Quelle: Presseinformation der Ruhr-Universität Bochum vom 28.9.12

Redaktion: AMSEL e.V., 28.09.2012