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Vitamin D für Verwandte von Menschen mit Multipler Sklerose ?

Ein kanadischer Wissenschaftler rät prophylaktisch zur Nahrungsergänzung. MS-Risiko und Vitamin D stehen in einem ursächlichen Zusammenhang, so das Ergebnis einer großen Studie.

Dass zwei mögliche Hauptursachen für Multiple Sklerose vielleicht zusammenhängen - das flüchtige Provitamin und eine bestimmte Genvariante auf Chromosom 6 - zeigten Forscher aus British Columbia bereits 2009 (AMSEL.DE hatte berichtet). Nun gelang der Nachweis an einer genetischen Untersuchung von mehreren Zehntausend Menschen europäischer Abstammung mit 4 Gen-Allelen auf insgesamt 3 Chromosomen (4, zwei Mal 11 und 20).

Knapp 40.000 untersuchte Personen

Anhand der International Multiple Sclerosis Genetics Consortium Studie, der bislang größten Gen-Assoziationsstudie (mit DNA-Profilen von bis zu 14.498 MS-Fällen und 24.091 gesunden Kontrollpersonen) untersuchte das internationale Forscherteam aus England, Kanada und den USA den Zusammenhang zwischen "Vitamin-D-Genen" und dem Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken. Sie fanden einen deutlichen Zusammenhang.

Mindestens doppelt so hoch soll dass Risiko der Studie zufolge, an MS zu erkranken, wenn ein Mensch mit einer Vitamin-D-verringernden Genetik geboren wird. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass diese genetische Prädisposition nicht zwingend in einer MS münden muss. Es gibt also weitere Faktoren, die weiterhin erforscht werden müssen (bestimmte Viren könnten zum Beispiel an der Entstehung einer MS beteiligt sein).

Nahrungsergänzung sinnvoll ?

Anhand von 4 25-Hydroxyvitamin-D-mindernden Genallelen (rs10741657, rs12785878, rs2282679 und rs6013897), die sich anhand einer weiteren Datensammlung von Osteoporosepatienten bestätigten, konnten die Forscher zeigen, dass Menschen mit diesen Polymorphismen ein deutlich höheres Risiko trugen an MS zu erkranken.

Noch ist zwar nicht nachgewiesen, dass zusätzliche Vitamin-D-Einnahme oder auch Sonnenbäder das MS-Risiko von genetisch prädisponierten Menschen tatsächlich senken können. Doch Prof. J. Brent Richards von der McGill University in Montreal, Quebec empfiehlt schon heute eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D für alle Menschen, speziell jedoch für nahe Verwandte von MS-Erkrankten. Schließlich sei die Supplementierung mit Vitamin D nicht teuer und (im Rahmen der empfohlenen Werte) ungefährlich.

Vitamin D bei bestehender MS ?

In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen bisher allerdings weder die Kosten für das Erstellen des Vitamin-D-Status noch für das Vitamin D selbst. Zwar stellt der Körper Vitamin D selbst her; er braucht dafür jedoch regelmäßig ausreichend Sonnenlicht. In den kalten und dunklen Monaten gibt es davon in Mitteleuropa zu wenig. Gegen ausgiebige Sonnenbäder in den Sommermonaten spricht das Risiko der Hautalterung und vor allem des Hautkrebses.

Fraglich bleibt - und das wird auch untersucht -, ob Vitamin D auch noch nach der Diagnose die Multiple Sklerose verlangsamen kann. Fest steht hingegen, dass mangelndes Sonnenlicht bzw. Vitamin D (auch schon während der Embryonlaphase und in den frühen Jahren) nicht der einzige Faktor für das Entstehen einer Multiplen Sklerose ist. Ein Einfluss, und das macht die vorliegende Studie noch deutlicher als bisher bekannt, scheint jedoch zumindest unter Menschen europäischer Abstammung vorhanden zu sein.

Quelle: Vitamin D and Risk of Multiple Sclerosis: A Mendelian Randomization Study, ausführliche Studienbeschreibung auf PLOSMedicine, 25.08.2015; Pressemitteilung der McGill-University, 25.08.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 27.08.2015