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Vidofludimus-Calcium bei MS: Phase-2-Ergebnisse

Wirkung und Nebenwirkung auf den schubförmigen Verlauf scheinen bisher positiv bei dem als IMU838 bekannt gewordenen Wirkstoff. Ergebnisse bei progredienter MS stehen noch aus. - Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog.

Das "Calcium" im Wirkstoffnamen von Vidofludimus-Calcium sollte einen nicht täuschen. Es handelt sich keineswegs um ein harmloses Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung der Knochen, sondern um einen selektiven Immunzell-Hemmer mit relativ guten Chancen auf eine Zulassung gegen schubförmige Multiple Sklerose. Auch bei progredienter MS läuft aktuell eine Phase-2-Studie. Der Studienname des Wirkstoffes war IMU-838.

Genauer gesagt hemmt Vidofludimus-Calcium das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH), welches in der DNA- und RNA-Synthese eine Rolle spielt und das Wachstum von T- und B-Zellen hemmt. Dadurch finden weniger Angriffe auf die Myelinschicht der Nervenzellen statt und die Multiple Sklerose wird verlangsamt.

Den Wirkmechanismus kennt man von dem bereits gegen Multiple Sklerose zugelassenen Wirkstoff Teriflunomid (Aubagio). Wie Teriflunomid kann man Vidofludimus-Calcium einmal täglich oral einnehmen.

Unterschiede zwischen Vidofludimus-Calcium und Teriflunomid

Vidofludimus-Calcium besitzt allerdings eine andere chemische Struktur und kann im Vergleich zu Teriflunomid 2,6 Mal wirksamer T-Lymphozyten hemmen und hat einen größeren Einfluss auf Entzündungsbotenstoffe. Ob diese verstärkte Wirkung auf Zellebene dazu führt, dass Vidofludimus-Calcium in eine höhere Wirkungsgradkategorie als Teriflunomid eingeordnet wird, müssen erst noch Phase-3-Studien und natürlich die Zulassung selbst zeigen. Teriflunomid gehört der Wirksamkeitskategorie 1 an, ähnlich wie die Interferone, Glatiramerazetat und Dimethylfumarat. Ein weiterer wichtiger Unterschied gegenüber Teriflunomid ist die Möglichkeit, Vidofludimus-Calcium bei Bedarf schnell auszuwaschen.

In der Phase-2-Studie namens EMPhASIS wurden die Teilnehmer doppelt verblindet und randomisiert auf drei Gruppen verteilt:

  • eine Wirkstoffgruppe mit 30 mg täglich,
  • eine Wirkstoffgruppe mit 45 mg täglich und
  • eine Placebogruppe.

Nach 24 Wochen zeigte sich in der Placebogruppe 6,4 aktive Läsionen, in der Wirkstoffgruppe mit 45 mg nur 2,4 aktive Läsionen. Das gilt als statistisch signifikant. Zwischen den beiden Wirkstoffgruppen bestand kein signifikanter Unterschied.

Insgesamt betrachtet war das Sicherheitsprofil günstig, schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten sowohl mit Placebo als auch in der Wirkstoffgruppe bei 1 % der Probanden auf. Damit ist der Weg frei für die Phase-3-Studie ENSURE. Ein Zwischenergebnis dazu soll es Ende 2024 geben, abschließende Ergebnisse Ende 2025.

Vidofludimus-Calcium neuroprotektiv?

Neben diesen Studien zu Vidofludimus-Calcium bei schubförmiger MS läuft gerade auch eine Studie (Phase 2) bei progressiver MS, denn Vidofludimus-Calcium wird auch eine neuroprotektive Komponente zugeschrieben: Die Studie heißt CALLIPER. Mit ersten Studienergebnissen ist in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu rechnen, 2024 dann mit den endgültigen Daten. Die Studie dauert insgesamt 120 Wochen. Auswirkungen auf die Progredienz lassen sich nicht so schnell feststellen wie beispielsweise Veränderungen im MRT. Auch bei Teriflunomid geht man von einer möglichen (geringen) neuroprotektiven Wirkung aus. Entscheidend ist nun, ob die Neuroprotektion sich in der progredienten Patientengruppe als signifikant erweist.

Quelle: MS-Docblog, 31.03.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 31.03.2023