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Video-Balance-Spiel verändert Hirnstrukturen bei MS-Patienten

Eine Untersuchung mit Multiple Sklerose Erkrankten zeigte erstmals nicht nur den positiven Einfluss von Übungen mit dem Wii Balance Board auf die Fähigkeiten der Patienten. Sie wies den Erfolg auch anhand von Hirnscans nach.

Dass bestimmte Übungen die Funktionen bei Menschen mit Multipler Sklerose verbessern helfen, ist schon lange bekannt. Und dies gilt sowohl für rein kognitive (etwa Gedächtnis- und Konzentrationtraining) als auch für die Kombination aus kognitiven und körperlichen Übungen.

Ziel der aktuellen Studie aus Italien war es, herauszufinden, ob intensives, zielorientiertes Feedbacktraining mit einem Video-Balance-Spiel (hier Nintendo Wii Balance Board) bei Patienten mit Multipler Sklerose auch zu deutlichen Veränderungen im Gehirn führt und ob diese Veränderungen wiederum mit einer klinischen Funktionsverbesserungen bei den Patienten einhergehen. Beides lässt sich mit ja beantworten.

Üben, üben, üben

Der Haken an der Sache: Wenn die Patienten aufhörten zu üben, verschlechterten sich auch die Funktionen wieder. Das ist im Grunde nichts Neues, jedoch ein Mal mehr ein Nachweis dafür, dass MS-Patienten am Ball bleiben sollten, oder, auf diese Studie bezogen "am Board bleiben".

Neu an dieser Studie ist der gelungene Nachweis veränderter Hirnstrukturen. Mittels bildgebender Verfahren konnten die Wissenschaftler nämlich zeigen, dass sich die Mikroarchitektur bestimmter Regionen in der weißen Substanz durch gezieltes Üben veränderten. Genauer: Der Pedunculus cerebellaris superior, einer von 3 Kleinhirnstielen zeigte sich nach intensivem Üben verändert. Er verbindet Anteile des Rückenmarks mit dem Kleinhirn. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich hier durch das Üben bestimmte mit der Meylinisierung zusammenhängende Funktionen im Gehirn verändert haben könnten.

Trainingseffekt nach 12 Wochen wieder weg

Die Studie dauerte 24 Wochen und teilte sich in zwei 12-wöchige Phasen. MRTs wurden je zu Studienbeginn, nach 12 Wochen und am Ende erstellt. 27 Patienten mit Multipler Sklerose nahmen daran teil. 13 davon begannen mit einer 12-Wochen-Übungsphase und pausierten danach 12 Wochen. Die restlichen Patienten begannen ohne Übungen und absolvierten die letzten 12 Wochen ihr Training. Außerdem nahm eine Kontrollgruppe mit 15 Gesunden an der Studie teil.

Die in den Hirnscans gefundenen Veränderungen spiegelten die klinischen Veränderungen wider, das heißt sie "passten" zueinander. 12 Wochen nach dem Training waren jedoch sowohl die körperlichen Verbesserungen als auch die Veränderungen im Gehirn verschwunden.

Einsatz lohnt sich

Der Einsatz lohnt sich dennoch für Menschen mit Multipler Sklerose: Bessere Balance kann nicht nur die Lebensqualität allgemein verbessern, sondern obendrein im Alltag Stürze verhindern. Und: Übungen zur Balance lassen sich auch mit anderen Mitteln als Nintendo Wii Balance Board machen, sind aber auf die Möglichkeiten des einzelnen Patienten anzupassen. Ein Physiotherapeut etwa kann jedem Patienten individuelle Übungen zeigen.

Quelle: Radiology, 2014

Redaktion: AMSEL e.V., 02.09.2014