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Verstärkt Vitamin D die Wirkung von Kortison?

Das legen erste Studienergebnisse nahe. Ob man durch Zusatz von Vitamin D auch die Kortisondosis verringern kann, ist noch offen.

Kortison wird in der Behandlung der Multiplen Sklerose bei einem akuten Schub eingesetzt. Eine solche Kortisonstoßtherapie soll die Entzündungsaktivität mindern und somit den Schub verkürzen und möglicherweise größere bleibende Schäden verhindern (im Unterschied zur immunmodulatorisch Therapie der MS, die in der Regel darauf abzielt, die Schubrate zu reduzieren).

Leider wirkt Kortison nicht bei allen Patienten. Bei manchen senkt Kortison die Entzündungsaktivität nicht oder nicht genügend stark. Um diese Patienten während eines (stärkeren) Schubes wirksam zu behandeln, greift man zu anstrengenden und aufwendigen Verfahren wie der Immunadsorption (siehe auch das MS.TV-Video Plasmapherese bei MS).

Erste positive Hinweise für Kortison-Vitamin-D-Kombination

Wissenschaftler des Inselspitals Bern haben nun in einer ersten Grundlagenstudie Hinweise dafür gefunden, dass zusätzliche Vitamin-D-Gaben solchen Patienten, die nicht oder nicht ausreichend auf Kortison als Einzeltherapie reagieren, helfen könnten. Insgesamt nahmen rund 200 Patienten an der Studie teil.

Kortison fördert bei Patienten, die darauf reagieren, den Zelltod bestimmter T-Zellen. Diese Zellen greifen bei einem akuten Schub den eigenen Körper an, genauer die Myelinscheiden der Nerven im zentralen Nervensystem. Wieviele dieser T-Zellen es gibt, kann man mit Bluttests messen und genau dies taten die Wissenschaftler um das Berner Forscherteam an verschiedenen medizinischen Zentren.

Der Mechanismus dahinter

Es zeigte sich, dass bei Patienten, die nicht auf Kortison reagierten (nach 2 Monaten hatten sich die Schubsymptome nicht oder kaum zurückgebildet), diese Level nicht sanken. Erhielten diese Patienten jedoch gleichzeitig Vitamin D, dann sanken auch bei ihnen die Level an T-Zellen. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler mithilfe eines Mausmodells außerdem den Mechanismus dahinter entdeckt. Das könnte zu weiteren Medikamentenentwicklungen zur Schubbehandlung führen. Da Kortison bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen, nicht nur bei der Multiplen Sklerose, eingesetzt wird, könnte der Ansatz auch für diese anderen Erkrankungen interessant sein.

In welcher Dosierung Vitamin D zur Wirkkraftverstärkung des Kortisons eingenommen werden müsste und ob dies auch außerhalb eines Schubes erfolgen sollte, müssen weitere Studien zeigen. Innerhalb der Studie wurde versucht, die Vitamin D-Level bei Nicht-Kortison-Respondern, die ohnehin häufiger als Responder niedirige Vitamin-D-Mängel aufwiesen, anzuheben, jedoch nur für die Zeit der Kortisonstoßtherapie, nicht im Sinne einer Dauertherapie mit hochdosiertem Vitamin D. Vor allem jedoch braucht es größere Studien, um den positiven Einfluss der Vitamin-D-Gabe auf die Kortisontherapie bei Nichtrespondern zu untermauern.

Quelle: Acta Neuropathologica, 29.04.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 07.06.2019