Die Theorie einer Blutstauung (CCSVI) als Ursache der Multiplen Sklerose ist längst vom Tisch. Das musste sogar ihr früherer Verfechter, der italienische Gefäßchirurg Paulo Zamboni, einräumen. Weder leiden Menschen mit Multipler Sklerose besonders häufig unter einer Einengung der Halsvenen noch sind solche Engpässe in den Halsvenen gar die Ursache für MS. Schon gar nicht kann eine Weitung eingeengter Venen eine MS heilen.
Möglicherweise aber einzelne Symptome: Ein europäisches Forscherteam hat inzwischen indes herausgefunden, dass eine Venenerweiterung bei MS-Patienten mit verengten Halsvenen deren Kopfschmerzen und Fatigue verringern kann. Allerdings trifft dies der aktuellen Studienlage nach nur auf bestimmte Patientengruppen zu.
Bis zu 6 Jahre Nachbeobachtung
In die Studie eingeschlossen wurden zwischen 2011 und 2015 insgesamt 286 Patienten mit Multipler Sklerose, bei denen die inneren Halsvenen verengt waren. Kopfschmerzen und Fatigue wurden zu drei Zeitpunkten gemessen: Vor der Erweiterung der Halsvenen, drei Monate danach sowie final bei allen Patienten im Jahr 2017. Die Weite der Halsvenen wurde ebenfalls regelmäßig per Doppler-Sonografie überprüft: jeweils einen Monat nach der Erweiterung, 6 Monate, 12 Monate danach und dann jährlich vorgenommen, um Weite der Venen mit den Symptomen Kopfschmerz sowie Fatigue vergleichen zu können.
Insgesamt waren 175 Patienten mit schubförmig-remittierendem Verlauf (RRMS) eingeschlossen, 75 mit sekundär-progredientem Verlauf (SPMS) und 36 mit primär-progredienter MS (PPMS). Darunter waren 113 Patienten mit Kopfschmerzen (82 RR-, 22 SP-, und 9 PP-MS) sowie 277 Patienten mit Fatigue (167 RR-, 74 SP-, und 36 PPMS).
Anhaltender Erfolg in manchen Gruppen
Eine anhaltende deutliche Besserung hatte die Gruppe der Kopfschmerzpatienten mit schubförmig-remittierendem sowie sekundär-progredientem Verlauf. Die Reduktion der Fatigue war bei allen Verläufen nach 3 Monaten zu verzeichnen. Anhaltend (drei Jahre und länger) deutlich reduziert war die Fatigue allerdings nur bei den Patienten mit schubförmig-remittierendem Verlauf.
Größere Studien müssten dieser folgen, um die Erweiterung der sogenannten jugularen Halsvenen bei bestimmten Patientengruppen mit MS und eingeengten Halsvenen im Rahmen einer symptomatischen Therapie zu empfehlen. Den Verlauf einer Multiplen Sklerose kann die Erweiterung nicht beeinflussen, möglicherweise jedoch einzelne Symptome in bestimmten Untergruppen.
Quelle: PLoS One, 23.01.2018
Redaktion: AMSEL e.V., 01.10.2018