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Und wieder winkt der Peitschenwurm

Auf dem ECTRIMS-Treffen in Amsterdam haben Forscher neue Ergebnisse zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose mit Parasiten vorgestellt.

Der Peitschenwurm ist ein Darmparasit, den eigentlich keiner braucht, meint man. Doch die Hygiene-Theorie besagt, dass ein unterfordertes Immunsystem sich gern selbst angreift, dass ein Zuviel an Hygiene schadet und zu Autoimmunkrankheiten wie Multipler Sklerose führen kann. Schon mehrfach war der Peitschenwurm als Behandlungsoption für MS in den Nachrichten.

Interessant ist eine vierjährige Beabachtungsstudie an MS-Patienten aus Südamerika: Hier hatte die bereits vor Studienbeginn, sozusagen "natürlich" parasitenfallene Gruppe 19 Mal weniger Schübe gezeigt als Patienten ohne Parasiten. Auch der EDSS-Wert zur Messung des Behinderungsgrades war kleiner und die Patienten hatten weniger Läsionen als die nicht befallenen Teilnehmer.

Bei den natürlichen Parasiten handelte es sich um verschiedene Würmer aus der Art der Helminthen. Dazu gehören Nematoden (Rundwürmer), Trematoden (Saugwürmer) sowie Cestoden (Bandwürmer). Da sich im fünften Jahr der Studie bei einem Drittel der wurmbefallenen Teilnehmer negative Auswirkungen des Wurmbefalls zeigten wie Durchfall udn Bauschmerzen, wurden diese mit Medikamenten behandelt, um den Wurmbefall zu beenden.

Patient und Parasit: Multiple Sklerose drosseln

Der Gegenbeweis zur Theorie: Danach wurden diese Teilnehmer weitere 2 Jahre beobachtet und es zeigte sich ein Anstieg ihrer Schubrate, des Behinderungsgrades sowie neue Läsionen. Blutuntersuchungen ergaben erhöhte Werte der entzündlichen Zellen und einen Abfall der antientzündlichen Zellen bei diesen Teilnehmern. Dies überzeugt die Forscher vom Einfluss der Parasiten auf den Patienten.

Klar scheint, dass man keinem MS-Patienten empfehlen kann, sich zufällig durch irgendwelche Parasiten befallen zu lassen. Unter den Parasiten, die das Immunsystem gewissermaßen davon ablenken, gegen sich selbst zu arbeiten, gibt es allerdings auch harmlose. Und die Eier genau dieser Parasiten - des Peitschenwurms - sollen Patienten verabreicht werden, um die Multiple Sklerose zu drosseln. Dr. John Fleming's Gruppe an der Universität von Wisconsin rekrutiert derzeit Patienten für eine solche Studie.

Quelle: National Multiple Sclerosis Society, 19.10.2011

Redaktion: AMSEL e.V., 20.10.2011