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Ublituximab in den USA zugelassen

Seit 28.12.2022 ist der neue Anti-CD20-Antikörper in Amerika bei Multipler Sklerose zugelassen. Eine Zulassung in Deutschland wird erwartet.

Rund 20 Wirkstoffe sind mittlerweile gegen Multiple Sklerose zugelassen. Dazu gehört nun (vorerst nur in den USA) auch Ublituximab. Der in der Wirksamkeit gegenüber seinen Vorgängern verbesserte Anti-CD20-Antikörper zählt zu den B-Zell-Depletierern. Das heißt, er erkennt B-Zellen am Anti-CD20-Oberflächenprotein, entfernt diese aus dem Blut und verhindert damit, dass fehlgeleitete Teile des Immunsystems das Nervensystem in Gehirn und Rückenmark angreifen.

Kürzere Infusionsdauer, mehr Wirkung?

Gegenüber den bereits zugelassenen B-Zell-Depletierern (Ocrelizumab und Ofatumumab) wurde Ublituximab weiterentwickelt. Es hat ein sogenanntes Glyco-Design, das heißt, der Y-Stamm wurde erweitert – detailliert beschreibt dies Prof. Mathias Mäurer in seinem Docblog-Beitrag. Das macht den Wirkstoff noch effektiver. Dadurch, so der Hersteller TG Therapeutics, lässt sich die Menge an Wirkstoff je Dosis gegenüber Ocrelizumab (4 Stunden Infusion halbjährlich) und Ofatumumab (monatliche Injektion) verringern. Ublituximab ist in den USA ab dem ersten Quartal 2023 als "Briumvi" erhältlich und erfordert halbjährlich eine nur rund einstündige Infusion.

Ublituximab erhielt in den USA von der Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung für schubförmige, aktive sekundär-progrediente Multiple Sklerose sowie für CIS (erstes auf MS verweisendes klinisch isoliertes Syndrom, also vor der gesicherten MS-Diagnose, die oft erst mit weiteren Läsionen oder Schüben als gesichert gilt). In Deutschland werden B-Zell-Depletierer meist bei hochaktiven Formen der MS eingesetzt. Hochaktiv kann eine MS von Anfang an sein.

Die Auswahl an MS-Wirkstoffen wächst

Zwar macht ein weiterer Wirkstoff gegen MS die Therapieentscheidung noch komplexer. Da die Wahl der Therapie bei MS sehr individuell ist und nicht allein von der Indikation (etwa Verlauf und Schweregrad der Progression) abhängt, sondern auch weiteren Faktoren wie Kinderwunsch, Handhabbarkeit im Alltag, Vorerkrankungen, Blutbildwerten etc., bedeutet jeder neue Wirkstoff für die Patienten auch weitere Möglichkeiten.

Generell spielt auch die Strategie eine Rolle, ob Arzt und Patient eher im Zweifel eskalieren möchten, also mit einem schwächer wirksamen, dafür vielleicht nebenwirkungsärmeren Medikament beginnen und dann, falls nötig, auf ein stärkeres wechseln oder von Anfang an auf ein stark wirksames Medikament setzen ("Hit hard and early"). Zu bedenken ist dabei die prophylaktische Wirkung aller MS-Immunmodulatoren: Es geht darum, den Krankheitsfortschritt für die Zukunft möglichst stark einzubremsen, das therapeutische Fenster früh zu nutzen, solange der entzündliche Teil der MS den degenerativen Teil überwiegt.

Nebenwirkungsspektrum

Ublituximab kann, soweit die Studien, ähnliche Nebenwirkungen mit sich bringen wie die schon zugelassenen B-Zell-Depletierer, das sind vor allem Reaktionen an der Einstichstelle und erhöhte Infektanfälligkeit. Um letztere einzugrenzen, ist es wichtig, bestimmte Impfungen möglichst vor Therapiebeginn abgeschlossen zu haben. Ublituximab kann sich fruchtschädigend äußern, weshalb eine Schwangerschaft unter dem Medikament zu vermeiden ist. Mit einer Zulassung von Ublituximab ist möglicherweise schon im ersten Quartal 2023 zu rechnen.

Und was kommt als nächstes? Als gänzlich neue Wirkstoffklasse bei MS werden zurzeit von etlichen Firmen die sog. BTK-Inhibitoren getestet. Mit ersten Zulassungen ist frühestens 2025/ 26 zu rechnen – amsel.de hat mehrfach über die BTKi berichtet, zum Beispiel hier:

Quellen: FDA, Liste der Zulassungen 2023, aufgerufen am 09.01.2023; FDA, Beipackzettel Briumvi, aufgerufen am 09.01.2023 (Pdf); Multiple Sclerosis News Today, 28.12.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 09.01.2023