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Tysabri als Erstbehandlung der Multiplen Sklerose ?

Die Hersteller haben in den USA und Europa entsprechende Anträge gestellt. Allerdings nur für JCV-Antikörper-negative Patienten.

Bisher ist Tysabri (Wirkstoff: Natalizumab) in Deutschland nur bei sehr schweren Verläufen oder wenn Basistherapeutika nicht helfen zur Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen. Statistisch betrachtet bringt das monatlich zu infundierende Mittel zwar einen großen Nutzen, auch gemessen an anderen MS-Therapien, doch kann es in seltenen Fällen auch sehr schwere, mitunter tödliche Nebenwirkungen mit sich bringen: die PML, ausführlich "progressive multifokale Leukenzephalopathie". Deshalb wurde das Medikament (zunächst) nur zur Eskalation zugelassen.

 

 

Prof. Mäurer beant-
wortete beim AMSEL-
Symposium Fragen
zur Eskalationsthe-
rapie der Multiplen
Sklerose. Zu sehen im Video.

An PML können nur JVC-Antikörper-positive Menschen erkranken. Daher beschränkt sich der Antrag auf Ausweitung der Therapie-Indikation auf die Erstlinienbehandlung der Multiplen Sklerose (MS) auf Patienten, die negativ auf Antikörper des JC-Virus (JCV) getestet wurden.

Das soll die PML-Rate reduzieren. Allerdings können Patienten, die vor Tysabribehandlung JVC-negativ waren, auch im späteren Verlauf noch Antikörper bilden und somit an einer PML erkranken. Als weitere Risikofaktoren für PML unter Tysabri gelten eine immunsuppressive Therapie in der Vergangenheit und Anwenung von Tysabri über 2 Jahre.

PML ist nicht nur für sich genommen eine sehr gefährliche Krankheit. Hinzu kommt, dass die Symptome einer PML denen eines MS-Schubes sehr ähnlich sein können. Ein aktueller Beitrag im JAMA Neurology berichtet, dass Risiko und Nutzen der Tysabri-Behandlung auch während der Behandlung stets abgewogen werden müssten. Im Falle eines klinischen Verdachtes auf PML sei Tysabri auf jeden Fall abzusetzen.

Anlass zu diesem Schluss war der Tod eines 55-jährigen MS-Patienten. Er litt nach der 44. Infusion unter subakuter beidseitiger Blindheit. MRT und Nervenwasseruntersuchung schlossen eine PML aus. Nach der 45. Infusion war er jedoch an PML gestorben.

Vor dem Hintergrund, dass ohnehin 85% der Erwachsenen JCV-positiv sind, wird Tysabri nur für einen Bruchteil der MS-Patienten als Ersttherapie in Frage kommen.

Quelle: JAMA Neurology, 21.01.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 23.01.2013