Time is brain

Die Multiple Sklerose gleich von Anfang an hochwirksam behandeln oder besser später die Therapie optimieren? Prof. Dr. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog über eine aktuelle Studie.

Wie die schubförmige Multiple Sklerose richtig behandeln? Diese Frage ist angesichts von zwölf Wirkstoffen und 16 Präparaten heute aktueller denn je. Nach der MS-Diagnose stellt sich für den Patienten wie den Neurologen vor allem die Frage, ob man lieber mit einer weniger stark wirksamen immunmodulatorischen Therapie beginnt und erst bei Bedarf, wenn die zunächst gewählte Therapie keine  ausreichende Wirkung zeigt, auf eine stärker wirksame Behandlung umstellt, also "ekaliert", – oder ob man gleich von Anfang an ein stärker wirksames Präparat wählt. Dies natürlich auch vor dem Hintergrund, dass höher wirksame Immunmodulatoren meist auch stärkere Nebenwirkungen mit sich bringen, jedoch das Zeitfenster, in welchem Therapien überhaupt wirken können, begrenzt ist.

„Hit hard and early" und „Time is brain" heißen die Devisen derer, die eine von Anfang an hohe Wirksamkeit befürworten. Unter den behandelnden Ärzten wird die Gruppe der Befürworter immer größer, wie Professor Dr. med. Mathias Mäurer bereits im Herbst 2018 vom ECTRIMS-Kongress berichtete.

In seinem aktuellen Beitrag auf MS-Docblog widmet sich der Neurologe einer Studie von Anfang 2019. Das Ergebnis dieser Studie: Eine frühzeitige Behandlung mit einem hochwirksamen Medikament lohnt sich auf die gesamte Gruppe betrachtet. Verglichen wurde jeweils die Behandlung in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose (also frühzeitig) mit einer Therapie bzw. einem Therapiewechsel erst nach fünf Jahren (also vergleichsweise spät). Es konnte gezeigt werden:

  • Wenn eine Immuntherapie innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose beginnt, kommt es weniger häufig zum Übergang zur sekundär progredienten Multiplen Sklerose (SPMS).
  • Wenn eine Immuntherapie innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose auf stärker wirksame MS-Medikamente umgestellt wird, kommt es weniger oft zum Übergang zur SPMS.
  • Patienten, die von Anfang an, also innerhalb der ersten fünf Jahre mit einem hochwirksamen MS-Wirkstoff behandelt werden, zeigen bessere Ergebnisse als Patienten, die zunächst mit einem weniger wirksamen Mittel behandelt werden.

Das sind wichtige Ergebnisse, die helfen können, die optimale Behandlung für Patienten zu finden. Professor Mathias Mäurer fügt allerdings hinzu, dass deshalb nicht automatisch jeder MS-Patient von Anfang an mit einem hochwirksamen Medikament behandelt werden müsse. Damit werde man Patienten mit milden Verläufen nicht gerecht. Die Therapieentscheidung bleibt weiterhin eine individuelle Entscheidung von Neurologe und Patient gemeinsam.

Quellen: Journal der American Medical Association, 15.01.2019; MS-Docblog.de, 19.07.2019.

Redaktion: AMSEL e.V., 19.07.2019