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Therapie beim radologisch isolierten Syndrom?

"Wir behandeln keine MRT-Bilder", lautet ein vernünftiger Ansatz vieler Neurologen. Aktuelle Studienergebnisse zeigen jedoch, dass hinter diesen Bildern in einigen Fällen eine beginnende MS steht. Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS Docblog.

Das radiologisch isolierte Syndrom (RIS) ist in der Regel ein Zufallsfund. Eine Patientin/ ein Patient erhält zum Beispiel wegen anhaltender Kopfschmerzen oder nach einem Unfall eine Überweisung zum Radiologen. Die MRT-Aufnahme des Schädels zeigt unerwarteterweise MS-typische Veränderungen. Klinische Hinweise auf MS-Symptome fehlen jedoch.

Was also tun? Auf Verdacht hin immunmodulatorische Wirkstoffe verschreiben? Bisher fiel die Antwort recht klar aus: nein! Doch aktuelle Studien konnten zeigen, dass gut die Hälfte der Patienten mit RIS unbehandelt später tatsächlich eine Multiple Sklerose entwickelt. Bei bestimmten Risikofaktoren steigt den Anteil sogar auf ca. 90 %. Behandelt man dagegen Menschen mit RIS, sinkt ihr Risiko, eine gesicherte MS zu entwickeln sogar.

Und das führt zum Umdenken unter Neurologinnen und Neurologen: Wer ein Risiko hat, unbehandelt eine MS zu entwickeln, dem würde man doch eine MS-Therapie empfehlen, auch wenn der Verdacht "nur" auf MRT-Bildern fußt. Erst recht dann, wenn es weitere Anhaltspunkte gibt, wie zum Beispiel ein junges Alter (unter 37 Jahre) oder oligoklonale Banden.

Eine Hürde allerdings ist die Übernahme durch die gesetzlichen Kassen, denn bisher sind MS-Immunmodulatoren bei RIS nicht zugelassen. Hier steht eine Änderung der Leitlinien an, so Prof. Mathias Mäurer in seinem aktuellen Docblog-Beitrag zum Thema RIS.

Quelle: MS-Docblog, 16.05.2024.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.05.2024