Eine Patientin, 30, schubförmige MS mit 24, will nach sechs Jahren Spritzen ihr Interferon absetzen. Ihr gehe es gut. Keine Schübe, keine MRT-Veränderungen in den sechs Jahren. Das Spritzen ist lästig, die Nebenwirkungen auch. Und: Bringt das überhaupt was?
Das Therapiefenster steht noch weit offen
Die Entscheidung liegt ohnehin bei ihr, aber: Was rät man da? Den Leitlinien nach gehört die Patientin zu den Betroffenen, bei denen man ein Absetzen der Therapie probieren kann, nach über fünf Jahren ohne Schübe und Krankheitsaktivität. Andererseits ist sie jung, die MS potenziell aktiver als bei Älteren, das Therapiefenster damit noch weit offen.
Und eigentlich müsste man nicht fragen "Bringt das (Interferon) was?", auch nicht "Hat es in den letzten sechs Jahren was gebracht?", sondern vor allem: "Bringt es in Zukunft etwas?" - Das kann für den individuellen Fall keiner prognostizieren. Doch im Schnitt auf eine größere Gruppe bezogen "bringt" der Wirkstoff sehr wohl "was". Das haben Langzeitstudien auch für die "Basistherapien" der Wirksamkeitsstufe 1 nachgewiesen.
Engmaschige Kontrollen als Minimum
Freilich kann man eine Therapiepause probieren. Man kann auch zu einem anderen Medikament wechseln, das man nicht injizieren muss. Auf jeden Fall wird Prof. Mäurer auf engmaschigen Untersuchungen bestehen, für den Fall eines Therapiestopps. Damit eine mögliche Aktivität rasch erkannt wird und schnell behandelt werden kann, im Fall der Fälle.
Quelle: MS-Docblog.de, 16.05.2022.
Redaktion: AMSEL e.V., 16.05.2022