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Tägliches Training reduziert Entzündungen

Das körpereigene Endocannabinoid-System scheint dabei zu helfen. Der entdeckte Zusammenhang liefert eine weitere Erklärung, warum Bewegung und Sport bei entzündlichen Erkrankungen nützlich sein kann.

Harte Zeiten für Couch-Potatoes: Immer mehr Studien zeigen, dass Bewegung Entzündungen bremsen kann. Viele MS-Betroffene sind auf der Suche, was sie, neben einer Immun- und anderen Therapie noch gegen den Fortschritt ihrer MS tun könnten. Und Bewegung – im Rahmen der individuellen Möglichkeiten –, ist hier ein Ansatz.

"Alter Hut": bewegen statt schonen bei Multipler Sklerose

Dass Bewegung, dass Training und Sport die Lebensqualität von Menschen mit Multipler Sklerose verbessern können, ist ein alter Hut. Längst ist das "Schone Dich" gegen ein "Beweg' Dich" ersetzt worden. Zahlreiche Studien haben das gezeigt, amsel.de hat häufig darüber berichtet. Sogar ausgerechnet die Fatigue, also jenes sehr einschränkende Symptom einer unendlich ermattenden Müdigkeit, lässt sich durch regelmäßige gezielte Bewegung reduzieren.

Was nicht heißt, dass man als Betroffener auf die nötigen Pausen verzichten oder über seine Grenzen hinausgehen sollte mit dem Training. Aber eben, dass es Vorteile bringt, wenn man seinen Körper möglichst regelmäßig bewegt. Zwischen den nötigen Pausen und ganz individuell auf die eigenen Möglichkeiten angepasst, versteht sich.

Was Sport neben reduzierten Entzündungswerten bringt: mehr kurzkettige Fettsäuren und mehr Endocannabinoide

Viele der Studien zu Bewegung oder Sport bei MS überprüfen das, was dabei herauskommt: Eine Trainingsgruppe wird verglichen mit einer nicht trainierenden Gruppe. EDSS und persönliche Fragebögen, eventuell MRT zeigen grob zusammengefasst den Erfolg der Sportgruppe gegenüber der Couch-Potatoe-Gruppe.

Die aktuelle Arbeit hingegen zeigt – wenngleich anhand von Patienten mit Arthritis – mögliche Mechanismen auf, wie und warum Bewegung Entzündungen drosseln kann. Zusammen mit den Entzündungsmarkern konnte tägliches Training bei Probanten Entzündungsmarker senken. Gleichzeitig mit den verminderten Entzündungsleveln stiegen die Level der körpereigenen Endocannabinoide und die Level von kurzkettigen Fettsäuren, erzeugt im Mikrobiom des Darms. Und das schon nach nur 6 Wochen Training.

Eine Gruppe von knapp 80 Patienten mit Kniearthrose im Alter von 45 oder mehr Jahren wurde per Bluttest auf ihre Entzündungs-, Cannabinoid- und Level an Kurzkettigen Fettsäuren untersucht, danach in eine Trainings- und eine Nicht-Trainingsgruppe aufgeteilt. Das Training war dabei angepasst an das Krankheitsbild. Die Werte im Blut wurden sowohl während als auch nach Ablauf von 6 Wochen geprüft. Eine Gruppe mit 35 über 18-Jährigen diente als Kontrollkohorte.

Regelmäßiger Sport reduziert die Entzündungswerte

Die Wissenschaftler stellten in beiden Gruppen fest, dass reduzierte Inflammationswerte mit erhöhten Endocannabinoidwerten und erhöhten kurzkettigen Fettsäurewerten korrelierten. Mittels Mediationsanalyse konnten sie den Einfluss der Cannabinoide auf die Effekte der Fettsäurewerte auf die Entzündungswerte mit ca. einem Drittel bestimmen. Allerdings seien dies nur Schätzungen.

In beiden Gruppen zeigte sich der positive Einfluss von Training auf die drei Werte. Ein Zusammenhang zwischen Endocannabinoid-System und Darm (bestimmte Erreger im M ikrobiom spalten Ballaststoffe in kurzkettige Fettsäurern) scheint auch hier gegeben. Wie genau dieser Zusammenhang entsteht, muss sich in weiteren Studien zeigen.

Die Studie konnte in jedem Fall einen weiteren Nachweis dafür erbringen, dass sich regelmäßige Bewegung in Form von auf das Individuum angepassten Trainingseinheiten positiv auf Entzündungswerte auswirkt. Und einen Teil des Mechansimus dahinter erklären.

Auch wenn die Erkrankten hier unter Arthritis und nicht unter Multipler Sklerose litten, zeigt der Nachweis mit der Kontrollgruppe, dass sich die positiven Effekte des Trainings unabhängig von einer Erkrankung einstellen. Allerdings prüfte die Studie nicht, wie sich unterschiedlich viel Sport auf die Werte auswirkte. Bei MS-Betroffenen kommt je nach Symptomen und Fortschritt der Erkrankung hinzu dass sie nicht alle Sport- und Trainingsarten ausüben können. Ein passender Ratgeber ist hier die Seite "MS und Sport": Ein ganzes Kapitel darin ist der Frage gewidmet: "Worauf müssen Menschen mit MS beim Sport achten?"

Wissenswertes rund um Multiple Sklerose und Sport / Training / Bewegung

Plattform MS und Sport

Welche Sportart ist die richtige für mich? Die Seite bietet eine ausführliche Einführung zum Thema MS und Sport. Und stellt zahlreiche Sportarten detailliert vor.

Mitmach-Videos zu MS und Bewegung

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Hier ist für jeden etwas dabei: Ob Qigong, Gymnastik oder oder einzelne Übungen für Rumpf, Wade, Ferse. Ob Training für den Kreislauf, die Kraft oder Mobilität - einfach mal reinschauen.

MS und Bewegung aus wissenschaftlicher Sicht
Über MS und TRaining wird viel geforscht; hier eine kleine Auswahl:

Quelle: Gut Microbes, 17.11.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 04.02.2022