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T-Zellen auf Wanderschaft - Ansatz bei Multipler Sklerose

Göttinger Forscher machten eine wichtige Entdeckung: Wie T-Zellen zwischen Nervenwasser und Hirngewebe wandern. Ins Gewebe gelangen sie nur, wenn sie auf Fresszellen mit einem bestimmten Signal treffen. Hier kann die Wirkstoffsuche beginnen.

Mithilfe der Echtzeitmikroskopie gelang es dem deutschen Forscherteam, die T-Zellen auf Wanderschaft zu beobachten. Klar ist damit, dass sie aus den Blutgefäßen, welche die Hirnhäute durchziehen austreten. Dann gibt es 2 Möglichkeiten:

 

1. Sie treffen direkt auf eine Fresszelle mit einem bestimmten Signal. Dadurch wird die T-Zelle aktiviert, kann sich an das Rückenmarksgewebe anheften und schließlich ins Nervengewebe hineinschlüpfen. (Handelt es sich dabei um ein MS-bedingende T-Zellen, so können sie im Hirngewebe Schaden anrichten. Oder auch auf eine Meningitis reagieren.)

2. Sie trifft keine Fresszelle mit dem Passiersignal für das Hirngewebe. Dann wird sie ins Liquor ausgeschwemmt. (Den Forschern zufolge kann sie jedoch zurückwandern und später auf eine Fresszelle mit dem passenden Signal treffen, um dann ins Gewebe einzutreten).

 

Krankmachend bleibt die T-Zelle Dr. Francesca Odoardi - Zweitautorin der Studie und 2013 mit dem Sobek-Nachwuchspreis ausgezeichnet - zufolge immer, auch wenn sie noch ein bisschen durchs Nervenwasser schwimmt, bis sie eintritt. Daher sei auch hier, bei den T-Zellen im Nervenwasser, nach pathogenen, also krankmachenden T-Zellen zu suchen.

Johannes Erzberger demonstriert die 2 möglichen Wege einer T-Zelle anschaulich in seinem Cartoon:

 

 

Johannes Erzberger

T-Zellwanderung zwischen Gehirngewebe und dem umgebenden Hirnwasser (Liquor): Mit den Hirnhäuten als zentraler Schaltstelle (ein 3D-Netzwerk aus Gefäßen, extrazellulärer Matrix und Zellen), können T-Zellen beständig zwischen Gewebe des Zentralnervensystems und dem umgebenden Liquor hin und her wandern. Im Bild ist ein grundlegendes Prinzip dieser Wanderungsbewegung gezeigt: Wenn eine T-Zelle innerhalb der Hirnhäute auf eine Fresszelle (Makrophage, weißer Pfeil) trifft und dadurch aktiviert wird, kann die T-Zelle fest auf der Oberfläche des Rückenmarks anhaften und in dieses einwandern. Wenn es zu keinem Zusammentreffen beider Zellen kommt, dann wird die T-Zelle mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Liquor abgewaschen. Bildnachweis: Johannes Erzberger.

Quelle: Presseinformation Nr. 034 der Universitätsmedizin Göttingen, 09.03.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 17.03.2016