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Symptom oder gut getarnte Nebenwirkung bei Multipler Sklerose ?

Eine Kleinstudie möchte auf die Hüftkopfnekrose aufmerksam machen. Gerne gehen solche Krankheitsbilder in der Masse der MS-Symptome unter.

Langfristig gesehen können systemische Gaben von Kortison zu Osteoporose führen, das ist bekannt. Die Osteonekrose des Oberschenkelkopfes kennt jedoch kaum ein Patient. Sie ist keine häufige Nebenwirkung, aber auch sie kann ausgelöst werden durch die Einnahme von Kortikosteroiden oral oder per Infusion wie sie bei der Multiplen Sklerose als Stoßtherapie bei Schüben verordnet werden.

Die Osteonekrose wird verursacht durch unzureichende Blutversorgung des Knochens und dadurch Mangelversorgung mit Sauerstoff, Nähr- und Mineralstoffen. Daher sprechen Mediziner auch von der Avaskulären Nekrose. Sie kann grundsätzlich jeden Knochen betreffen, beid- oder einseitig auftreten. Sie kann - zumindest zu Beginn - ohne Beschwerden verlaufen oder sehr schmerzhaft sein, wenn sich etwa die Knochensubstanz eines Gelenkes wie beim Hüftgelenk zurückbildet (landläufig spricht man auch von einem Knocheninfarkt).

Als Auslöser kommen verschiedene Vorerkrankungen, Chemotherapie und Bestrahlung aber eben auch eine Kortisontherapie infrage. Das ist zwar nicht neu, wird aber immer wieder übersehen. Eine verallgemeinerbare kritische Kortisondosis ist nicht bekannt. In der vorliegenden Studie mit nur 5 jungen MS-Patienten mit Knochennekrose waren 3 Frauen und 2 Männer mit einer Krankheitsdauer zwischen 1 und 3 Jahren. 2 davon erlitten eine Osteonekrose nach nur einmaliger Pulsgabe von Kortison (5g).

Bei allen 5 Patienten - und das war der Anlass für diese Kleinstudie - erfolgte die Diagnose mit mindestens 6 Monaten Abstand zur letzten Kortisoneinnahme. Gründe dafür können sein, dass der Knochenschaden erst mit der Zeit zunimmt, vor allem jedoch schieben viele Patienten (wie auch Ärzte) Hüft- oder Beinschmerzen zunächst auf die Grunderkrankung Multiple Sklerose und suchen daher erst einmal keine weitere Abklärung der Ursache für diese Schmerzen. Die Osteonekrose ist jedoch eine schwerwiegende Erkrankung, zumal sie gerade MS-Betroffenen noch mehr Mobilität rauben kann.

Allerdings geht ihre Diagnose gern unter neben all den anderen schmerzhaften oder das Gehen einschränkenden Symptomen, welche die MS mit sich bringen kann. Ziel der Studie ist es daher, darauf aufmerksam zu machen, dass Bein- und Hüftschmerzen bei Multipler Sklerose auch auf einen ernstzunehmenden Knochenschaden zurückgehen können und daher untersucht werden sollten.

Quelle: Neurological Science, 2012

Redaktion: AMSEL e.V., 26.08.2015