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Studie zu Botenstoff GM-CSF zeigt neuartige Immunzell-Population

Wissenschaftler der Charite in Berlin identifizieren wichtigen Botenstoff. Neuer Therapieansatz zur Multiplen Sklerose?

Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum haben erstmals demonstrieren können, dass der Botenstoff GM-CSF (Granulozyten-Makrophagen Kolonie-stimulierender Faktor) mit MS assoziiert ist und von einer neuartigen Immunzell-Population produziert wird. Dieses Ergebnis ihrer Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Science Translational Medicine veröffentlicht.

Bei Autoimmunkrankheiten wie der Multiplen Sklerose greift die Körperabwehr den eigenen Organismus an. Eine besondere Rolle spielen dabei spezialisierte Zellen des Immunsystems, die Helfer-T-Zellen, die den Körper eigentlich vor schädlichen Mikroorganismen schützen sollen. Von diesen Helfer-T-Zellen existieren verschiedene Unterklassen mit unterschiedlichen Aufgaben.

Die Wissenschaftler um Dr. Christina Zielinski von der Klinik für Dermatologie und Allergologie sowie dem Berlin-Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien der Charité beschreiben in ihrer Forschungsarbeit eine neuartige Klasse von Helfer-T-Zellen, die sogenannten GM-CSF-T Zellen. Diese T-Zellen produzieren den Botenstoff GM-CSF, der für die entzündlichen Prozesse im Gehirn von MS-Patienten eine grundlegende Rolle spielt.

Rebecca Noster, die Erstautorin der Studie, konnte die genaue molekulare Regulation dieser Zellen entschlüsseln. Sie identifizierte auslösende und hemmende Botenstoffe, die für die Entwicklung der GM-CSF T-Zellen wichtig sind. Überraschend war, dass Faktoren, die die Entwicklung von GM-CSF T-Zellen im Menschen auslösen, im Mausmodell eine entgegengesetzte Aufgabe haben. Zudem war die Produktion des Botenstoffes GM-CSF nicht mit den sogenannten Th17 Zellen, einer weiteren Unterklasse von Helfer-T-Zellen, assoziiert. Den Th17 Zellen wird bislang eine ursächliche Rolle für die Krankheitsentstehung bei vielen entzündlichen Erkrankungen zugeschrieben.

"Diese Diskrepanz zwischen Maus und Mensch verdeutlicht, wie wichtig es ist, nicht nur die klinische Anwendung sondern auch immunologische Grundlagen im Menschen zu studieren", erklärt Dr. Christina Zielinski, Leiterin der Klinischen Forschergruppe Zelluläre Immunregulation. "Unsere Ergebnisse werfen ein ganz neues Licht auf die Entstehung von multipler Sklerose und zeigen neue therapeutische Angriffspunkte bei der Behandlung dieser, aber auch anderer Autoimmunerkrankungen des Menschen auf."

GM-CSF schon länger unter Verdacht

Eine Forschungsarbeit von Prof. Burkhard Becher aus Zürich hatte bereits 2011 gezeigt, dass das Ausschalten des Botenstoffs GM-CSF im Tiermodell Entzündungen verhindern kann (wir berichteten). Züricher Wissenschaftler um Tobias Suter hatten 2010 herausgefunden, dass der Botenstoff GM-CSF zerstörerische Zellem vom Blut ins Hirn lockt und so Angriffe auf das Nervensystem auslöst (wir berichteten).

Quelle: Pressemitteilung Berliner Charite, 28.07.14

Redaktion: AMSEL e.V., 28.07.2014