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Stillen unter Therapie mit Glatirameracetat

Die Schwangerschaft schützt oft vor Schüben, doch was ist danach? Glatirameacetat scheint mit dem Stillen vereinbar zu sein.

Viele werdende Mütter setzen MS-Wirkstoffe wie Interferone oder Glatirameracetat ab, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfahren. Eine Schwangerschaft, vermutlich der Hormonhaushalt währenddessen, kann vor MS-Schüben schützen – darum ist das häufig auch kein Problem. Allerdings erfahren Mütter in den Monaten nach ihrer Geburt durchschnittlich häufiger Schübe. Das trifft genau in die Zeit des Stillens.

Aus Sorge, Glatirameracetat (Copaxone) könne dem Säugling schaden, verzichten junge Mütter oft entweder während des Stillens auf Glatirameracetat oder aber sie stillen nicht. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Glatirameracetat keine negativen Folgen für das gestillte Kind mit sich bringt.

Mehr Lebensqualität für stillende Mütter

Beobachtet wurden 120 Kinder, von deren Müttern nur die Hälfte während des Stillens Copaxone spritzte. Alle Kinder wurden anderthalb Jahre lang beobachtet hinsichtlich ihres Körperwachstums, Entwicklungsverzögerungen sowie Antibiotikabehandlungen und stationärer Krankenhausaufenthalte. Zwischen den beiden Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede. Dass Glatirameracetat Säuglingen nicht schadet, hat vermutlich unter anderem mit der "Einnahme" zu tun. Oral eingenommen, kommt wenig bis nichts im Körper an, da die Moleküle bereits im Magen aufgelöst werden (weswegen es manche Wirkstoffe auch nur als Subkutanspritze oder sogar Infusion gibt).

Auch wenn jungen Müttern aufgrund von positiven Erfahrungen in der Praxis schon heute Glatirameracetat auch während des Stillens angeboten wird, so bietet diese Studie doch mehr Sicherheit. Patientinnen können nun regulär auch während der Stillzeit mit dem Wirkstoff behandelt werden; der Beipackzettel ist entsprechend angepasst worden. Das verhindert bei jungen Müttern eine erhöhte Schubaktivität und einen Zuwachs eventuell bleibender Behinderungen. Andersherum ausgedrückt, bietet sich so die Chance auf mehr Lebensqualität für junge Mütter.

Wichtiger Hinweis: Einige immunmodulatorische MS-Wirkstoffe sollten unbedingt VOR der Empfängnis abgesetzt werden. Genauere Informationen dazu bietet MS behandeln.

Quelle: Multiple Sclerosis Journal, 01.04.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 13.05.2022