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Sommerliche Hitze und Multiple Sklerose - ein Blitzinterview mit Prof. Dr. med. Henze

Die extremen Sommertemperaturen wollen kein Ende nehmen. Wir fragten Prof. Dr. Thomas Henze um Rat, was MS-Betroffene bei diesen Temperaturen besonders beachten sollten und wie man bereits bestehende Symptome lindern kann.

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AMSEL-Onlineredaktion: Was sollten MS-Betroffene bei diesem heißem Sommerwetter besonders beachten?
Prof. Dr. med. Thomas Henze: Sie sollten - übrigens wie alle anderen Menschen auch - möglichst viel trinken, mindestens 2 Liter, gegebenenfalls aber auch noch mehr. Vorsicht ist allerdings bei Nieren- und Herzkrankheiten sowie Bluthochdruck geboten. Im Zweifelsfall sollte man diesbezüglich den Hausarzt fragen. MS-Betroffene sollten überdies versuchen, sich eher in kühlen Räumen aufzuhalten (wenn das überhaupt derzeit noch geht), wenn möglich kühl duschen und natürlich auch keine dicke Kleidung anziehen. Direkte Sonneneinstrahlung und körperliche Anstrengungen sollten ebenfalls vermieden werden.

AMSEL-Onlineredaktion: Welche Symptome kann die Hitze bei MS-Kranken hervorrufen? Kann die Hitze eventuell sogar einen Schub auslösen?
Prof. Dr. med. Thomas Henze: Hitze allein löst in der Regel keinen Schub aus. Es sind aber viele MS-Betroffene sehr hitzeempfindlich, d.h. sie reagieren mit einer Verstärkung schon vorhandener Symptome. Es kann z.B. zu einer Sehverschlechterung kommen, insbesondere dann wenn schon einmal eine Sehnervenentzündung aufgetreten war.

Weitere Symptome sind u.a.:
- Zunahme der Spastik
- Zunahme der Muskelschwäche
- Zunahme von Sensibilitätsstörungen, z.B. Kribbeln,
Ameisenlaufen o.ä.

Diese Symptome bilden sich bei kühlerer Umgebung in aller Regel ziemlich rasch wieder zurück.

AMSEL-Onlineredaktion: Wie kann man diese Symptome trotz der anhaltenden Hitze lindern?
Prof. Dr. med. Thomas Henze: Eigentlich hilft kurzfristig nur eine kühlere Umgebung, natürlich auch das Duschen mit kühlerem Wasser. Bei einer verstärkten Spastik kann man versuchen, durch kühle Umschläge (z.B. Kühlelemente, die in ein Handtuch eingewickelt sind) eine Linderung zu erreichen. Vorsicht ist jedoch geboten, vor allem wenn gleichzeitig das Temperaturempfinden der Haut eingeschränkt ist: Man sollte diese Umschläge immer nur kurz, d.h. einige Minuten anwenden und lieber später noch einmal wiederholen. Getränke sollten eher kühl getrunken und heiße Speisen sollten vermieden werden.
Medikamente sind nicht sehr vielversprechend und würden sicher auch nicht rasch genug wirken, so dass sie nicht empfohlen werden können.

AMSEL-Onlineredaktion: Herr Professor Henze haben Sie vielen Dank für dieses Blitzinterview.

Redaktion: AMSEL e.V., 14.08.2003