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Sobek-Preisträger weiter gefördert

Als erster deutscher Neuropathologe wird Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg, in das Reinhart-Koselleck-Programm der DFG aufgenommen. Nicht zuletzt betreibt er Ursachenforschung zur Multiplen Sklerose.

In seinem Projekt untersucht Prof. Prinz Regulation und Funktion von Immunzellen des Gehirns. Diese spielen sowohl bei der Abwehr von Erregern, bei neurodegenerativen Erkrankungen wie auch in der Hirnentwicklung eine wichtige Rolle.

2014 erhielt Prof. Prinz den Sobek-Forschungspreis. Erst im Juni war er als Mitstudienautor um Entdeckungen zur Darmflora bei Multipler Sklerose in den medizinischen Schlagzeilen.

In dem durch die DFG geförderten Projekt "Molekulare Regulation der Funktion von Mikrogliazellen und Makrophagen des zentralen Nervensystems" wird Prof. Prinz spezielle Immunzellen (Mikrogliazellen und andere Hirnmakrophagen) im Gehirn genetisch untersuchen. Moderner molekularbiologische Untersuchungen sollen helfen, ihre Rolle bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems besser zu verstehen.

"Gärtner" schneiden "neuronale Bäume" zurück

Makrophagen, die Fresszellen, gibt es überall im menschlichen Körper. Sie sind Teil des Immunsystems und übernehmen bei sämtlichen Abwehrreaktionen einen wichtigen Part, sei es bei der Bekämpfung von Tumorzellen oder der Wundheilung. Prof. Prinz erforscht Makrophagen, die sich im zentralen Nervensystem aufhalten. Im Gehirn übernehmen die sogenannten Mikrogliazellen und andere Hirnmakrophagen vor allem die Funktion der Immunüberwachung. Pausenlos tasten sie mit ihren Zellfortsätzen die Umgebung ab. Dringen Viren oder Bakterien ein, klappen sie diese Antennen ein, werden mobil und wandern an den Ort des Geschehens.

Mikrogliazellen sind auch für die Hirnentwicklung entscheidend. Werden hierbei Nervenzellkontakte in unterschiedlichen Hirnregionen verknüpft, dann entstehen zunächst zu viele Synapsen. Die Mikroglia wiedeurm übernehmen die Aufgabe, Überflüssige oder fehlerhafte Synapsen wieder abzuräumen. Somit haben sie eine ähnliche Funktion wie Gärtner, die in der Baumschule die überschüssigen Triebe zurückschneiden und damit die "neuronalen Bäume" fördern und pflegen. Auch später, im erwachsenen Gehirn, betreiben die Mikrogliazellen die Pflege der Synapsen, welche bei Lernprozessen ständig neu verknüpft, verstärkt oder gelöst werden müssen.

Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose

Bei Krankheiten wie Alzheimer oder Multipler Sklerose versammeln sich Mikroglia an den Stellen im Gehirn, wo die Krankheiten sich im Gewebe ausbilden, so etwa um die Alzheimer-typischen Proteinablagerungen (Plaques) und an Läsionen bei MS. Allerdings zeigen einige Studien, dass die Mikroglia um Alzheimerplaques herum nicht richtig funktionieren.

"Offensichtlich sind Mikrogliazellen durch die massive Aufnahme von Alzheimerplaques total überfordert und erschöpfen schnell", so Prof. Prinz. Ähnliches könnte gelten, wenn Mikroglia bei MS immer wieder zerstörtes Myelin, aus dem die schützende Hülle um Nervenzellen herum besteht, abräumen und ersetzen müssen.

Prinz erhält eine Million Euro aus Innovations-Förderung der DFG. Namensgeber des DFG-Förderprogramms ist der im Jahr 2006 verstorbene Reinhart Koselleck, einer der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts.

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, 28.10.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 30.10.2015