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Schwangerschaft, Stillen und Ocrelizumab

Wichtige Änderungen der Ocrelizumab-Fachinformation für Frauen mit Kinderwunsch: Prof. Mathias Mäurer berichtet von der AAN 2025.

Nun ist es gewissermaßen amtlich: Schwanger zu werden, unter einer Therapie mit dem hochwirksamen Ocrelizumab, ist für Frauen mit Multiple Sklerose möglich. Genauso, wieder mit der Therapie zu beginnen, noch während der Stillzeit.

Die EMA (Europein Medicines Agency) hat die Fachinformationen zu Ocrelizumab (Handelsname Ocrevus) dahingehend angepasst, dass eine Verhütung, direkt nach einer Behandlung mit Ocrelizumab, lediglich für vier Monate empfohlen wird anstatt der bisher empfohlenen zwölf Monate. Da Ocrelizumab gewöhnlich alle sechs Monate per Infusion gegeben wird, bedeutet dies, dass Frauen nach der Infusion lediglich für vier Monate verhüten sollten (so die nach Professor Matthias Mäurers Meinung immer noch konservative Empfehlung), danach jedoch, während Ocrelizumab noch wirkt, schwanger werden könnten.

Erleichterung für Frauen mit MS und Kinderwunsch

Der Fötus wäre also möglicherweise zu Beginn der Schwangerschaft Ocrelizumab ausgesetzt. Was wiederum, so hat die MINORE-Studie gezeigt, keine negativen Auswirkungen auf Mutter oder Kind hat. Wohl hingegen bringt es Frauen mit Multipler Sklerose und mit Kinderwunsch eine große Erleichterung. Sie müssen künftig nicht zuerst die Therapie absetzen und abwarten, wann sie schwanger werden, sondern können schwanger werden und erst dann mit der Therapie pausieren.

Ähnlich gute Ergebnisse zeigte die SOPRANINO-Studie zum Stillen unter Ocrelizumab. Hier war die Übertragung des Wirkstoffes in die Muttermilch minimal und Auswirkungen auf das gestillte Kind nicht messbar. Für stillende Mütter mit MS bedeutet dies, dass sie sehr bald nach der Geburt ihre Ocrelizumab-Therapie weiterführen, sprich: ihre Krankheitsaktivität und Schubrate möglichst kleinhalten können. 

Dem Kinderwunsch steht nichts im Wege

Nicht auszuschließen, dass die Wahl bei jungen Frauen künftig eher auf eine hochwirksame Therapie mit Ocrelizumab fällt. Der Kinderwunsch ist mitunter ein wichtiger Faktor bei der Therapieentscheidung.

Ocrelizumab ist ein MS-Medikament der Wirksamkeitskategorie 3 (=höchste Wirksamkeit) und für Patienten mit aktiver schubförmiger MS und in der frühen Phase von primär progredienter MS zugelassen (RMS und PPMS). Der Wirkstoff wird zweimal jährlich per Infusion oder (seit 2024 auch) per subkutaner Spritze gegeben (ausschließlich von medizinischem Fachpersonal, also nicht zu Hause).

Auf MS-Docblog hatte Professor Matthias Mäurer bereits im Februar 2025 über die Ergebnisse der beiden Studien berichtet. Neu ist nun, dass sie auch zu einer Änderung der Fachinformationen/ Beipackzettel geführt haben. Dies wurde auf der AAN 2025 in San Diego bekannt, der Jahrestagung der American Academy of Neurology, dem größten neurologischen Kongress weltweit.

Quelle: MS-Docblog, 23.04.2025.

Redaktion: AMSEL e.V., 28.04.2025