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Schlafmangel als Teenie, MS als Erwachsener?

Einer schwedischen Studie zufolge erhöht Schlafmangel in jungen Jahren das Risiko, später eine Multiple Sklerose zu entwickeln.

"Nach müde kommt doof" heißt eine Elternweisheit in Bezug auf Kleinkinder und beschreibt das Verhalten der süßen Kleinen, wenn sie "drüber" sind, knatschig werden und freilich partout nicht einsehen wollen, dass genau jetzt eine Mütze voll Schlaf alles verbessern könnte.

Werden die Kleinkinder zu Schulkindern, verwässert sich die Symptomatik meist etwas. Die Umgebung bekommt nicht mehr so leicht mit, wann der Spross übermüdet ist. Teenies löschen oft selbständig ihr Zimmerlicht, das Smartphone dagegen bekommt dann nicht unbedingt Ruhepause. Oft wird gechattet und gedaddelt bis nach zwölf. Der Wecker klingelt keine sieben Stunden später. Doch die Symptomatik ist nicht so auffällig wie bei den ganz Kleinen. Aus Müdigkeit quengeln und schreien Teenies größtenteils nicht mehr. Sie versuchen, wach zu wirken, die Augen in der Schule offenzuhalten, zu reagieren, wenn ihr Typ verlangt wird.

Nervenraubender Schlafmangel

Schädlich ist Schlafmangel jedoch in jedem Lebensalter, ob die Eltern oder Lehrer ihn bemerken oder nicht. Die Laune lässt zwar oftmals zu wünschen übrig bei Kindern im Teenageralter ihren Eltern oder anderen Schutzbefohlenen gegenüber. Aber ein Stück weit ist das ja normal: Pubertät ist schließlich, "wenn die Eltern komisch werden."

Schlafmangel raubt Aufmerksamkeit: in der Schule, im Straßenverkehr, jederzeit. Auch das Immunsystem wird träge, wenn der gesamte Körper langsamer wird. Mehr Infekte sind die Folge. Das stecken die meisten Teenies irgendwie locker weg. Über die erste durchgemachte Nacht berichten fast alle gern. Über den Tag darauf weniger.

Dass alle unsere Gehirne Schlaf dringend benötigen, und zwar in ausreichender Länge, um nicht nur am nächsten Tag gut zu funktionieren, sondern auch in der ganzen späteren Zukunft, das klingt in vielen Teenie-Ohren wie ein Erwachsenen-Narrativ, das allein dazu erfunden wurde, damit sie keinen Spaß haben.

Hirngesundheit: Weichen stellen als Teenie

Pustekuchen!, wird da jeder Neurologe ausrufen. Und schwedische Forscher setzen mit den Ergebnissen einer aktuellen Studie noch eins drauf: Um 40 % größer kann danach das Risiko sein, später eine MS zu entwickeln, wenn man als Teenie weniger als sieben Stunden Schlaf hatte.

Dazu befragten die Forscher über 2.000 MS-Erkrankte und eine passende gesunde Kontrollgruppe zu ihrem Schlafverhalten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Weniger als sieben Stunden Schlaf erhöhten das MS-Risiko in der Gruppe der Befragten auch dann, wenn man weitere Einflussfaktoren wie Rauchen oder einen hohen BMI herausrechnete.

Nun braucht niemand, der als Jugendlicher wenig geschlafen hat, Angst zu haben, eine MS zu entwickeln. Schlafmangel erhöht das insgesamt geringe Rsisko nur. Zwar liegt das Risiko in der allgemeinen Bevölkerung, später eine MS zu entwickeln, nicht sehr hoch. Wenn man von 1 Promille Gesamtrisiko ausgeht, würde sich der Faktor auf ca. 1,4 Promille erhöhen. Vielleicht aber doch ein weiteres kleines Argument, um Teenies dazu zu bringen, ausreichend zu schlafen.

Quelle: Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry, 23.01.2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 20.02.2023