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Scheinakupunktur übertrumpft Placebo-Pille

09.02.06 – US-Forscherteam entdeckt wichtigen Effekt von Behandlungsritualen.

 

In einer Studie hat ein Forscherteam um Ted Kaptchuk, Harvard, die schmerzlindernde Wirkung von Scheinakupunktur entdeckt.

270 Probanden mit chronischen Schmerzen in den Armen unterzogen sich einer Studie, in der die Hälfte von ihnen entweder über sechs Wochen zweimal wöchentlich einer Scheinakupunktur oder über acht Wochen einmal täglich einer Placebo-Pille ausgesetzt wurde. Bei der Scheinakupunktur wurden Nadeln verwendet, bei denen die Spitze im Griff verschwindet.

Das Ergebnis: In der ersten Phase der Studie (Dauer zwei Wochen) "wirkte" die Pille etwas besser als die Akupunktur.
In der zweiten Phase wurden die gleichen Studienteilnehmer erneut randomisiert. Die Hälfte nahm an einer Studie teil, welche die Schein-Akupunktur mit einer echten Akupunktur verglich. Die anderen Patienten nahmen an einer Placebo-kontrollierten Medikamentenstudie teil.

Je länger die Placebo-Akupunktur dauerte, desto besser waren die Ergebnisse. Bei der Placebo-Pillenbehandlung wurde dagegen ein Plateau erreicht. Die Scheinakupunktur hatte auf die Wahrnehmung (nicht auf den objektiven Schmerz) der Schmerzstärke eine größere Wirksamkeit.
Grund sahen die Wissenschaftler darin, dass Placebo-Effekte stark vom medizinischen Ritual beeinflusst werden. Akupunktur ist ein aufwändigeres und von der Behandlung durch den Arzt abhängigeres Ritual als die Gabe einer Pille.

Quelle: British Medical Journal (englisch)

Redaktion: AMSEL e.V., 19.04.2006