Videoreihe "Reha bei MS", Folge 2:
Ziele einer Reha
Die Ziele, mit denen MS-Patienten in eine Reha (kurz für "Rehabilitationsmaßnahme") kommen, sind so vielfältig wie die Multiple Sklerose selbst. Bei den körperlichen Einschränkungen ließe sich tendenziell folgende "Hitliste" an Wünschen, den Ist-Zustand zu verbessern, erstellen:
- Ganz oben rangieren das Gehvermögen, die Gangsicherheit und die Ausdauer.
- Auch im Umgang mit ihrer Fatigue, der chronischen Erschöpfbarkeit wünschen Patientinnen und Patienten oft eine Verbesserung.
- Viele wollen gern ihre kognitiven Fähigkeiten stärken.
- Oder ihre Handfunktion.
- Oder das Sprechen.
In einer Reha können sich Patienten, gemeinsam mit medizinischen Fachleuten, ganz fokussiert und in Ruhe diesen Zielen widmen. Hilfsmittel kennenlernen und ausprobieren. Für sich entscheiden, was ihnen auch im späteren Alltag helfen könnte. "Das schaut bei unterschiedlichen Patienten tatsächlich unterschiedlich aus", weiß Prof. Peter Flachenecker, Chefarzt des Rehabilitationszentrums Quellenhof in Bad Wildbad.
Wichtig: Das Erreichte wird auch überprüft und verglichen mit den Ergebnissen beim Start der Reha. So wissen Arzt und Patient genau, wo sie wie erfolgreich waren, wo weniger und wo vielleicht noch Nachholbedarf besteht (kleiner Teaser: Die letzte Folge dieser Reihe handelt davon, wie es weitergeht, nach einer Rehamaßnahme).
Videoreihe "Reha bei MS", Folge 3:
Therapieformen einer Reha
Um diese Ziele zu erreichen, setzen er und sein Team ganz unterschiedliche Therapieformen ein:
- Physiotherapie, den "Klassiker", auf neurophysiologischer Grundlage, auch als Wasser- oder Laufbandtherapie.
- Die Ergotherapie kümmert sich um Hand- und Armfunktionen, aber auch um die Rumpfstabilität. "Da hängt schließlich alles dran" betont Flachenecker deren Wichtigkeit. Darum gelte "Rumpf ist Trumpf!"
- Sprech- und Schluckstörungen behandelt die Logopädie. Bei MS-Betroffenen dagegen wenig verbreitet sind Sprachstörungen.
- Die Psychotherapie bietet Hilfe bei der Krankheitsbewältigung der Multiplen Sklerose und bei Depressionen. In ihr Gebiet fallen aber auch Kognition und Fatigue.
Fahreignungsprüfungen sind auch sehr wichtig für viele Patienten, denn ein Kraftfahrzeug lenken zu können, bestimmt für viele das Maß ihrer Selbständigkeit.
Exoten wie das Eisbad können Teil der Ergotherapie sein und sollen bei Ataxie, der Koordinationsstörung der Arme helfen.
Die Einzeltherapie bildet die Basis, so Flachenecker. Vieles kann man aber nicht nur zusätzlich in der Gruppe machen, sondern es macht gemeinsam einfach auch mehr Spaß, wie zum Beispiel Nordic Walking oder das Training am Ergometer.
Redaktion: AMSEL e.V., 11.11.2024