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Rote-Hand-Brief zu Natalizumab

Der Hersteller des Wirkstoffs hat die Maßnahmen zur Minimierung des PML-Risikos für mit Natalizumab behandelte Patienten aktualisiert. Natalizumab ist in der EU seit 2006 zur Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen.

Die Progressive Multifokale Leukencephalopathie (PML) ist eine seltene Gehirninfektion, die durch das John-Cunningham-Virus (JCV) ausgelöst wird. Unter der Therapie mit Natalizumab (Tysabri®) waren einige schwere Fälle von PML aufgetreten. Daraufhin hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Gefahr einer PML unter Natalizumab-Therapie überprüft und im Februar ihre Empfehlungen zur Risikoreduzierung bestätigt. Im März folgte ein Rote-Hand-Brief des Herstellers, der in Absprache mit der EMA, der zuständigen Bundesoberbehörde und dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (Paul-Ehrlich-Institut, PEI) über die wichtigsten Maßnahmen zur Risikominimierung einer PML bei mit Natalizumab behandelten Patienten informiert. Außerdem hat Biogen in diesem Rote-Hand-Brief Informationen über Maßnahmen für eine frühzeitigere Erkennung einer PML gegeben.

Die Zusammenfassung des Rote-Hand-Briefs des Herstellers im Wortlaut:

  • Aktuelle Untersuchungen legen nahe, dass eine frühzeitige Feststellung einer PML mit einer verbesserten Prognose verknüpft ist und eine bei der Diagnosestellung klinisch asymptomatische PML in der MRT-Untersuchung häufiger als eine symptomatische PML eine unilobäre (nur einen Gehirnlappen betreffende) Manifestation darstellen kann, verbunden mit höheren Überlebensraten und einem günstigeren klinischen Ausgang.
  • Häufigere MRT-Untersuchungen (z. B. alle 3 bis 6 Monate) mit einem verkürzten MRT-Protokoll (FLAIR, T2-gewichtete und diffusionsgewichtete Bildgebung) sollten für Patienten mit höherem PML-Risiko in Betracht gezogen werden.
  • Bei Patienten, die zuvor nicht mit Immunsuppressiva behandelt wurden und anti-JCV-Antikörper positiv sind, ist das Niveau der anti-JCV-Antikörper (anti-JCV-Antikörper-Index) mit der Höhe des PML-Risikos verbunden.
    Nach aktuellem Kenntnisstand ist das PML-Risiko bei Patienten, die länger als 2 Jahre mit TYSABRI® behandelt wurden, bei einem Indexwert von ≤ 0,9 niedrig; bei Werten über 1,5 steigt das Risiko erheblich an.
  • Patienten mit einem höheren PML-Risiko sind Patienten:
    die anti-JCV-Antikörper positiv sind, deren TYSABRI®-Behandlungsdauer mehr als 2 Jahre beträgt und die zuvor mit Immunsuppressiva behandelt wurden
    oder
    die einen hohen anti-JCV-Antikörper-Index haben, deren TYSABRI®-Behandlungsdauer mehr als 2 Jahre beträgt und die zuvor nicht mit Immunsuppressiva behandelt wurden.
  • Bei Patienten mit einem niedrigen anti-JCV-Antikörper-Index und ohne Vorbehandlung mit Immunsuppressiva sollte ab einer TYSABRI®-Behandlungsdauer von 2 Jahren der anti-JCV-Antikörper-Index alle 6 Monate bestimmt werden.

Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung in Verbindung mit der Anwendung von TYSABRI® gemäß den nationalen Anforderungen dem Paul-Ehrlich-Institut anzuzeigen.

Natalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der zur verlaufsmodifizierenden Therapie der schubförmig remittierenden MS (RRMS) bei Erwachsenen zugelassen ist, wenn mit Beta-Interferonen oder Glatirameracetat noch Krankheitsschübe auftreten und mehr als 9 Herde in der MRT nachweisbar sind. Natalizumab kann auch zur Ersttherapie der MS eingesetzt werden, wenn die Erkrankung sehr aktiv verläuft. Es wurde 2006 in der Europäischen Union als Therapie bei hochaktiver schubförmiger MS zugelassen.

Quelle: Rote-Hand-Brief des Herstellers zu Natalizumab vom 11.03.16; Paul-Ehrlich-Institut vom 14.03.16;

Redaktion: AMSEL e.V., 22.03.2016