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Rote-Hand-Brief zu Fingolimod

Einzelfälle mit akutem Leberversagen bei Fingolimod-Patienten sind der Grund für den Hersteller, die Empfehlungen für die Überwachung der Leberfunktionen zu verschärfen.

Dass sich die Leberwerte nach der Einnahme von Fingolimod (Gilenya) verschlechtern können und deshalb beobachtet werden müssen, ist längst bekannt. Einzelfälle von schweren Leberschädigungen, welche Transplantationen nötig machten, überzeugten den Hersteller Novartis, die Empfehlungen für die Leberwerte unter Fingolimod bzw. für einen evtl. Behandlungsabbruch noch zu verschärfen. Diese Änderungen gab der Hersteller in einem Rote-Hand-Brief heraus.

So lauten die Empfehlungen zur Risikominimierung von arzneimittelinduzierten Leberschädigungen unter Fingolimod nun:

regelmäßige Leberfunktionstests inkl. Serumbilirubinvor Therapiestart und in den Monaten 1, 3, 6, 9 und 12,  danach regelmäßig bis zwei Monate nach Therapie-Ende
ohne klinische Symptome häufigere Tests inkl. Serumbilirubin und alkalischer Phosphatase bei> 3- bis < 5-fache der Obergrenze des Normalwertes ohne Anstieg des Serumbilirubin
ohne klinische Symptome Behandlung unterbrechen bei> 5 fache Obergrenze des Normalwertes
ohne klinische Symptome Behandlung unterbrechen bei> 3 fache Obergrenze des Normalwertes plus Anstieg des Serumbilirubins
Behandlung unter Nutzen-Risiko-Abwägung wieder aufnehmen beinormalisierten Leberwerten
mit klinischen Symptomen Behandlung absetzen wenndirekte Überprüfung der Leberenzyme und des Bilirubins eine relevante Leberschädigung bestätigt

Novartis berichtet, dass im Rahmen der klinischen Entwicklung 8% der erwachsenen Patienten unter Therapie mit Fingolimod 0.5 mg einen Anstieg der ALT (Alanin-Aminotransferase) auf das 3-Fache der Obergrenze des Normalwerts (ULN) und mehr verzeichneten. Mehr als das 5-Fache der ULN kam nur bei 1,8 % der Fingolimod-Patienten vor.

Kurz vor dem Rote-Hand-Brief zu Fingolimod war ein Rote-Hand-Brief zu Dimethylfumarat verschickt worden. Hier hatte sich in Einzelfällen gezeigt, dass eine PML auch unter leicht erniedrigten Lymphozytenwerten auftreten kann, wobei die PML unter Dimethylfumarat (Tecfidera) sehr selten vorkommt (11 Fälle bisher bei ca. 500.000 Patienten), verglichen etwa mit Natalizumab (Tysabri). amsel.de hatte berichtet.

Quellen: Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (Pdf), 10.11.2020; Pressemitteilung von Novartis, 10.11.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 25.11.2020