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Rote Bete gegen neurologische Erkankungen?

Wiener Wissenschaftler haben in Roter Bete ein Peptid entdeckt, das möglicherweise Grundlage für einen Wirkstoff bilden könnte. Sie nannten das Molekül BevuTI-I.

Bei Roter Bete scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das Knollengemüse schlechthin und ergänzt mit seinem erdigen Geschmack so manche Mahlzeit. Für die anderen ist Rote Bete einfach nur bäh, von wegen erdig, sie finden, das Gemüse schmeckt eher muffig.

Dabei steckt ziemlich viel drin in der pinkfarbenen Knolle: Rote Bete hat einen hohen Gehalt an Vitamin B, Kalium, Eisen und Folsäure. Das enthaltene Betain soll unter anderem den Blutdruck und das Cholesterin senken.

Mit Roter Bete gegen Multiple Sklerose

Forscher der medizinischen Universität Wien haben nun ein Peptid in der purpurfarbenen Knolle entdeckt, das möglicherweise helfen kann, neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Alzheimer zu behandeln. Sie nannten das entdeckte Eiweißmolekül BevuTI-I.

Während BevuTI-I bei der Roten Bete zu einer Klasse von Stoffen gehört, die der Pflanze helfen, sich gegen Insekten oder Fäulnis zu wehren, wirkt dieser Stoff im Körper als sogenannter Proteasehemmer. Das Peptid blockiert die Prolylendopeptidase, kurz PEP. PEP hilft dabei, Eiweißhormone abzubauen und kann somit Entzündungsreaktionen ein- und ausschalten. Die Prolylendopeptidase gilt schon lange als mögliches Wirkstoffziel bei neurodegenerativen Krankheiten.

Das Forscherteam an der MedUni Wien stieß durch systematische Analyse auf das Peptid BevuTI-I. Nicht auszuschließen, dass also die Rote Bete künftig die Grundlage für einen Wirkstoff bilden könnte, der neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Alzheimer bremst.

Für alle Rote Bete-Meider mit MS lautet die gute Nachricht: Sie müssen auch künftig keine Rote Bete verzehren, denn das Peptid ist nur in so geringen Mengen in dem Gemüse vorhanden, dass man vermutlich Zentner davon verschlingen müsste, um eine Wirkung zu erzielen. Hauptsache, man isst überhaupt regelmäßig Gemüse. Dr. med. Dipl. oec. med. Verena Isabell Leussink empfiehlt 3 Portionen Gemüse am Tag, ein Viertel bis die Hälfte davon als Rohkost. Leussink ist Fachärztin für Neurologie und Ernährungsmedizinerin (DGEM). Sie hat zusammen mit der AMSEL die Plattform MS und Ernährung entwickelt.

Für alle Rote Bete-Liebhaber gilt nach wie vor, dass sie das gesunde Gemüse gern und mit gutem Gewissen weiter essen können.

Anmerkung zur Rechtschreibung: Nach der Neuen Rechtschreibung gilt zwar Rote Beete mit zwei e als richtig; der Duden empfiehlt aktuell jedoch noch die bis 1996 gültige und übliche Schreibweise Rote Bete. Möglich sind also beide Schreibweisen.

Quellen: Journal of Natural Products, 29.10.2020; Pressemitteilung der Medizinischen Universität Wien, 30.10.2020.

 

Redaktion: AMSEL e.V., 09.11.2020