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Progressive Multiple Sklerose mit Schüben ?

Bei der MS sollte man sich Schwarz-Weiß-Denken abgewöhnen, vor allem hinsichtlich der Verläufe. Der Vorteil: Immunmodulatoren wirken oft auch noch in der progredienten Phase.

Amerikanische Forscher untersuchten verschiedene MS-Verläufe hinsichtlich der eventuellen Schübe und der Krankheitsprogression im Hinblick auf die Wirkung von krankheitsmodifizierenden Therapien. Besonders interessierte sie die Entwicklung nach dem Übergang von einer schubförmigen MS zur progressiv voranschreitenden MS.

Zur Langzeit-Kohorte (mindestens 20 Jahre Follow-Up) zählten 322 Patienten mit Primär Progressiver MS, 122 nahezu Primär Progressiver MS (also Patienten, die schon nach einem oder sehr wenigen Schüben einen progredienten Verlauf entwickelten) sowie 421 Patienten mit sekundär progredientem Verlauf nach einer längeren schubförmigen Phase.

Erstaunlich: 30% mit Schüben in sekundär-progredienter Phase

Die hohe Zahl der Schübe auch nach Eintritt in die sekundär progrediente Phase erstaunte die Forscher: Rund 30% der sekundär progredienten Patienten hatten aufgesetzte Schübe zusätzlich zu den sich schleichend verschlechternden Symptomen. Bei den Primär progressiven Patienten waren es hingegen nur 3%, die im späteren Verlauf auch vereinzelt Schübe hatten. Die meisten Schübe traten innerhalb der ersten fünf Jahre nach Eintritt in die sekundär-progrediente Phase auf (über 90%) und / oder vor dem 55. Lebensjahr (ca. 95%).

Das könnte natürlich bedeuten, so die Wissenschaftler, dass sekundär progressive Patienten von krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen profitieren könnten. Daher könnte eine immunmodulatorische MS-Therapie bis ca. 5 Jahre nach Beginn der sekundär-progredienten Phase und vor dem 55. Lebensjahr sich positiv auswirken. Allerdings sollte immer der Einzelfall betrachtet und behandelt werden und dies keine strikte Regel darstellen.

Krankheitsmodifizierende Therapie trotz schleichendem Verlauf

Merkenswert für Patienten ist dabei, dass sie nicht sofort die Einnahme ihres Medikamenten stoppen müssen, wenn sie merken, dass ihre Multiple Sklerose sich nun schleichend verschlechtert. Und selbst zu Beginn einer möglicherweise Primär Progredienten MS kann der Einsatz von krankheitsmodifizierenden Therapien sinnvoll sein. Schwarz und Weiß scheint es beim Verlauf der MS ohnehin nicht zu geben, wie auch jüngst Prof. Lassmann beschrieben hat.

Quelle: Neurology, 06.01.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 23.02.2015