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Progrediente Multiple Sklerose - eine internationale Herausforderung

Im Februar trafen sich MS-Spezialisten aus aller Welt in Mailand, um die Erforschung und Behandlung dieses MS-Verlaufes zu beschleunigen.

"Das sind offensichtlich Herausforderungen: wissenschaftlich wie international. Aber es ist enorm wichtig, dass dies als globaler Schritt vorangeht," bekräftigte Weyman Johnson, Vorstandsvorsitzender der MSIF bei dem Treffen in Mailand Anfang Februar. 170 Teilnehmer waren dem Aufruf des "Internationalen Progrediente MS Kollaboratives" gefolgt.

Im Unterschied zum schubförmig-remittierenden Verlauf gibt es für den progredienten Verlauf (auch progressiv oder chronisch fortschreitend genannt), bisher keine ursächliche Therapie. Hauptsächlich werden Patienten mit progredientem Verlauf symptomatisch behandelt (egal ob primär progredient, also von Anfang an schleichend, oder sekundär progredient, also nach einem schubförmigen Verlauf). Dh, man versucht ihre Symptome zu lindern, hat aber bisher keinen Ansatzpunkt, die Krankheit als solche aufzuhalten.

Die Konferenz hat die Erwartungen der Teilnehmer übertroffen: Sie hat den führenden Experten ermöglicht, die vielversprechendsten Strategien zu einer Behandlung des chronisch progredienten MS-Verlaufes zu diskutieren und zu erkunden.

Im nächsten Schritt plant die "International Progressive MS Collaborative" einen tieferen wissenschaftlichen Einblick und eine gemeinsame globale Strategie, um das Problem der progressiven Multiplen Sklerose zu lösen.

5 Themenblöcke mit dem Ziel, die progrediente MS besser zu behandeln, wurden hauptsächlich diskutiert:

 

  1. Angriffspunkte der progressiven MS
    z.B. sind unterschiedliche Bereiche des Immunsystems aktiv, je nach Verlauf (chronisch fortschreitend / progredient oder schubförmig). Außerdem könnten bereits für andere Krankheiten eingesetzte Wirkstoffe die progressive MS drosseln.
  2. Experimentelle Modelle (Tiermodelle) für vorklinische Studien ähnlich der EAE für den schubförmigen (entzündlichen) Verlauf
    Die sind dringend gesucht. Bereits auf dem Markt sind Modelle zur Remyelinisierung.
  3. Strategien für klinische Phase-II-Studien
    Anders als beim schubförmigen Verlauf "bringen" die üblichen MRT-Scans bei progredienter MS "nichts", denn hier gibt es keine entzündlichen Läsionen, die man messen könnte. Gebraucht werden also andere Zielparameter für die Scans oder auch Biomarker (Blut, Liquor..), um den Erfolg eines Präparates messen zu können.
  4. Neue Studienziele und -designs
    Hier gilt das Gleiche wie unter 3. Zudem ist auf Komorbidität zu achten (andere Krankheiten der Studienteilnehmer neben der MS) sowie verschiedene Formen der des progredienten Verlaufs (z.B. primär, sekundär...)
  5. Symptom-Management und Rehabilitation
    Hier gilt es, den Patienten Übungen zu ermöglichen, die sie auch außerhalb der begrenzten Zeit mit einem Physiotherapeuten machen können. Größere gut kontrollierte Studien zum Erfolg diverser symptomatischer Therapien und Rehabilitaionen helfen den Erfolg besser einzuschätzen. Gerade für die sehr schwer betroffenen Patienten fehlen oft Angebote fürs Symptom-Management und Übungsprogramme, um ihre Lebensqualität zu steigern.

 

Quelle: MSIF, März 2013

Redaktion: AMSEL e.V., 12.03.2013