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Prodromalphase bei Multipler Sklerose

Schon Jahre bevor die Diagnose MS gestellt wird, haben die meisten Patienten Symptome. Eine kanadische Studie untersuchte nun, wie lang diese Phase bei MS dauern kann.

Der Diagnose der multiplen Sklerose ist nicht einfach. Das liegt an den vielfältigen möglichen Symptomen, aber auch am Fehlen klarer Krankheitsparameter bei den meisten in der frühen Phase. Das ist unbefriedigend, für Mediziner und natürlich für die Patienten.

Ziel des kanadischen Forschungsvorhabens ist es, die Diagnose bei Multipler Sklerose zu verbessern. Bei Krankheitsbildern wie Alzheimer oder Parkinson zum Beispiel weiß man, dass bestimmte Anzeichen der klinischen Manifestation Jahre vorausgehen. Man spricht von der Prodromalphase einer Krankheit. Könnte man dies auf Multiple Sklerose übertragen, wäre eine bessere Diagnose sowie Behandlung möglich.

Daten aus einer großen Patientenkohortenstudie haben gezeigt, dass spätere MS - Patienten ein bis fünf Jahre vor ihrer Diagnose immer mehr medizinische Leistungen in Anspruch genommen haben. Insgesamt wurden die Daten von 14.428 Patienten (Diagnosen zwischen 1984 und 2014) und 72.059 Kontrollpersonen ohne Multiple Sklerose ausgewertet.

Untersucht wurden folgende Punkte:

  • stationäre Krankenhausaufenthalte
  • Arztbesuche
  • Rezepte über Medikamente

Bei allen drei Punkten zeigte sich, dass sie in den fünf Jahren vor Diagnose bei den Patienten im Vergleich mit der Kohorte erhöht waren. So stieg die Häufigkeit für stationäre Aufenthalte gegenüber der Kontrollgruppe fünf Jahre vor Diagnose um 26 %, ein Jahr davor um 78 %. Ähnlich bei den Arztbesuchen: 24 % mehr fünf Jahre vor der Diagnose und 88 % mehr Arztbesuche ein Jahr vor MS-Diagnose. Die Verschreibungen stiegen um 23 bzw. 49 %.

Eine Prodromalphase zeigt sich bei Multipler Sklerose dieser Studie zufolge also deutlich. Inwiefern dies praktische Konsequenzen nach sich ziehen kann oder ob weitere Studien spezielle Muster an Anzeichen herausfiltern können, die ein früheres Handeln, etwa eine MRT-Aufnahme, zulassen würden, muss sich noch zeigen.

Quelle: Lancet Neurology, 16.06.2017

Redaktion: AMSEL e.V., 24.08.2017