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"Potentes Medikament zur kausalen MS-Therapie" - Experten über Fingolimod

Prof. Horst Wiethölter, Mitglied des Ärztlichen Beirates der AMSEL, nimmt Stellung zur EU-Zulassung von Fingolimod zur Therapie der hochaktiven schubförmigen Multiplen Sklerose.

Bei der Substanz Fingolimod - derzeit unter dem Markennamen Gilenya in den USA vertrieben - handelt es sich nach den Zulassungsstudien um ein potentes Medikament zur kausalen MS-Therapie, das als MS-Tablette täglich eingenommen wird. Zugelassen ist es zur "Zweittherapie" (nicht als Kombinationstherapie, sondern als Monotherapie) nach Kriterien, die etwa denen der Natalizumab-Anwendung entsprechen, auch unter dem Markennamen Tysabri bekannt.

Potente Substanz mit Einschränkungen

Das bedeutet, es darf eingesetzt werden bei einem hochaktiven Krankheitsverlauf einer schubförmig-remittierenden MS (RRMS) nach Versagen der Basistherapie. Spritzenangst alleine reicht offensichtlich nicht aus. Fingolimod reduziert die Schubrate um etwa 50%, verzögert die Progression, verringert das Auftreten frischer Entzündungsherde im MRT und verzögert den Hirnsubstanzverlust gemessen im MRT.

Nutzen-Risiko-Abwägung

Es gibt einige ernst zu nehmende Nebenwirkungen, die bei der Nutzen-Risiko-Abwägung eine Rolle spielen. Nach der ersten Einnahme von Fingolimod kann es innerhalb der nächsten 6 Stunden zu einem Pulsabfall kommen, der rechtzeitig erkannt und im Bedarfsfall auch wie ein Notfall behandelt werden muss. Das bedeutet in den ersten 6 Stunden nach der ersten Einnahme ärztliche Überwachung mit der Möglichkeit notärztlichen Handelns.

Weitere Nebenwirkungen sind Nasen-Rachen-Entzündungen, sehr selten auch andere schwere Entzündungen, Tumoren der Haut, ein Makulaödem mit Sehverschlechterung, die sich nach Absetzen zurückbildet und laborchemische Veränderungen im Blut (erhöhte Leberwerte, Abfall der Lymphozyten). Fingolimod kann offensichtlich auch nach zuvor durchgeführter Mitoxantron-Therapie eingenommen werden.

Quelle: Prof. Horst Wiethölter, stellvertretender Vorsitzender und Mitglied des Ärztlichen Beirates von AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband Baden-Württemberg e.V., ehemals Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik am Klinikum Stuttgart

Redaktion: AMSEL e.V., 04.04.2011