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Phase-2-Daten zu Evobrutinib

Mit Evobrutinib hat ein neuer Wirkstoff seinen primären Studienendpunkt bei schubförmiger MS erreicht. Die Daten wurden auf der AAN-Tagung 2019 in Philadelphia vorgestellt.

Auch die Phase-2-Studie zu Evobrutinib kann nach 48 Wochen mit positiven Ergebnissen aufwarten, wie die Firma Merck vergangene Woche auf dem 34. AAN-Kongress in Philadelphia verkündet hat:  Die kumulative Gesamtzahl der T1-Gadolinium-verstärkenden Läsionen war mit Evobrutinib (75 mg täglich) im Vergleich zu Placebo signifikant verringert. Ebenso verringert war die jährliche Schubrate, kein signifikanter Effekt ergab sich innerhalb der Studiendauer auf die Behinderungsprogression (einer der sekundären Endpunkte der Studie).

In die Studie eingeschlossen waren 276 Patienten mit schubförmig rezidivierender Multipler Sklerose (RMS). Die Patienten wurden verblindet und randomisiert auf fünf Studienarme verteilt: Placebo, Evobrutinib 25 mg täglich, Evobrutinib 75 mg täglich, Evobrutinib 75 mg zweimal täglich und Dimethylfumarat-Säure 240 mg zweimal täglich (alle oral einzunehmen; der Placeboarm wurde ab Woche 25 auf die niedrigste Dosierung mit dem Testwirkstoff umgestellt). MRT-Untersuchungen gab es jeweils in der Woche 12,16, 20 und 24. Außerdem wurden regelmäßig die Leberwerte im Blut erfasst.

Wirkung-Nebenwirkungsprofil

Evobrutinib scheint möglicherweise ein potenter Wirkstoff bei schubförmiger MS zu sein, größere (Phase-3-) Studien sind geplant. Allerdings, so zeigen bereits die ersten Studien, nimmt man auch Nebenwirkungen mit in Kauf. Häufiger sind kombinierte Nasen-Rachen-Entzündungen. Außerdem scheint Evobrutinib einen Leberwert (ALT) bei bis zu 13 % der Patienten zu erhöhen. Dieser Negativeffekt sei jedoch ausschließlich innerhalb der ersten 24 Wochen aufgetreten und war mit Absetzen des Medikamentes ohne weitere Maßnahmen wieder umkehrbar.

Langzeitstudien zu Evobrutinib liegen noch nicht vor. Bis zu einer möglichen Zulassung vergehen Jahre. Interessant ist an Evobrutinib, dass er den ersten oralen Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor mit positiven klinischen Phase-II-Ergebnissn darstellt, eine neue Wirkstoffart also unter den Immunsuppressoren bei MS. 

Erster Hemmer seiner Art gegen Multiple Sklerose

Mit Ibrutinib ist in Deutschland bereits ein BTK-Inhibitor zugelassen. Dieser wird z.B. gegen Leukämie eingesetzt, nicht jedoch gegen MS. Er kommt bei chronisch lymphatischer Leukämie (CLL), Mantelzell-Lymphomen und Morbus Waldenström zum Einsatz. Evobrutinib hingegen befindet sich in der klinischen Entwicklung, um sein Potenzial zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS), rheumatoider Arthritis (RA) und systemischem Lupus erythematodes (SLE) zu untersuchen.

Als hochselektiver Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) soll Evobrutinib primäre B-Zell-Reaktionen wie die Proliferation und die Freisetzung von Antikörpern und Zytokinen hemmen, ohne die T-Zellen direkt zu beeinflussen.

Quellen: ClinicalTrials.gov, Stand: 13.05.2019; New England Journal of Medicine, 10.05.2019; Pressemitteilung der Firma Merck, 10.05.2019;

Redaktion: AMSEL e.V., 13.05.2019