Parasiten gegen MS?

18.01.07 - Eine sehr kleine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Parasiten die Stärke der Multiplen Sklerose vermindern können.

Argentinische Forscher haben beobachtet, dass MS-Patienten, die außerdem von Parasiten befallen waren, weniger Krankheitsschübe zeigten als Betroffene ohne Befall. Auch die Symptome verschlechterten sich weniger stark. Grund dafür ist nach Ansicht der Wissenschaftler eine Veränderung des Immunsystems. Die Parasiten signalisierten dem Immunsystem, es möge sie in Frieden lassen. Zugleich unterdrückten sie damit MS-Attacken der Körperabwehr auf das Nervensystem.

Vorsicht bei Kleinstudien

Vorsicht ist geboten bei der Beurteilung dieser Studienergebnisse, denn unter den Probanten waren nur zwölf MS-Betroffene mit Parasitenbefall (plus weitere zwölf MS-Patienten ohne Parasiten und eine ebenso große ganz gesunde Gruppe). Die Aussagekraft von Studien schwindet unter anderem mit der Anzahl der Teilnehmer. Da die Studie schwerlich doppelblind durchgeführt werden konnte, ist auch Positivismus (eine Art wissenschaftliches Wunschdenken) nicht ganz auszuschließen.

Jorge Correale vom Raúl-Carrea-Institut für Neurologische Forschung in Buenos Aires und sein Team beobachteten die Patienten durchschnittlich viereinhalb Jahre lang. Diagnostische Mittel waren neurologische Untersuchungen alle drei, Magnetresonanz-Aufnahmen des Gehirns alle sechs Monate und zusätzliche immunologische Tests während der letzten zwölf bis 18 Monate der Studiendauer.

Ergebnis

In der mit Parasiten infizierten Gruppe kam es während der Studie nur zu drei Krankheitsschüben im Kontrast zu 56 Schüben bei MS-Erkrankten ohne Parasitenbefall. Von den Infizierten hatten lediglich zwei kurzfristige Verschlechterungen, während elf Patienten der Nicht-Infizierten eine dauerhafte Verschlimmerung erfuhren. Im Blut der infizierten Patienten fanden sich mehr Botenstoffe, die entzündungsfördernde Substanzen unterdrücken.

Dieses Phänomen ist bekannt: Bei Morbus Crohn, ebenfalls einer Autoimmunkrankheit, hatten Wissenschaftler es bereits gezeigt. Bezogen auf MS ist es jedoch neu. Eine Erklärung liefert die Hygiene-Theorie, wonach der Rückgang von Parasiten in den Industrieländern das Gleichgewicht des Immunsystems stört. Seine Kräfte richten sich mangels echter Gegner - so diese Theorie - gegen Pollen, Milben oder eben gegen das eigene Körpergewebe und damit sich selbst.

Suche nach Botenstoffen

Wissenschaftler sind längst fieberhaft auf der Suche nach den Botenstoffen, mit denen die Parasiten arbeiten. Sich absichtlich mit Spulwürmern zu infizieren, ist aber bestimmt nicht zu raten. Schlagkräftige Argumente gegen therapeutischen Wurmbefall mit Spulwürmern liefert Wikipedia. Der Peitschenwurm hingegen wurde bereits von der Charité gegen Autoimmunkrankheiten eingesetzt.

Redaktion: AMSEL e.V., 18.01.2007