Spenden und Helfen

Oktopus-Studie: Mit vielen Armen gegen progrediente MS

Britische Wissenschaftler wenden ein Studiendesign an, das bei der Erforschung schleichender Verläufe aufs Tempo drücken soll. Anstatt jeden Wirkstoff einzeln mit einem weiteren Wirkstoff oder Placebo zu vergleichen, wird die Oktopus-Studie mehrere neue Wirkstoffe gleichzeitig prüfen und einzelne Phasen parallel laufen lassen.

Gegen schubförmige Multiple Sklerose gibt es über ein Dutzend Wirkstoffe. Dagegen sieht es bei langsam fortschreitenden Verläufen mau aus. Und die wenigen zugelassenen Wirkstoffe richten sich weniger gegen die schleichende Degeneration als gegen den entzündlichen Part.

Auf die Tube drücken bei progredienter MS

Um hier auf die Tube zu drücken, um das langsame aber stetige Fortschreiten der MS schneller behandeln zu können, gründete sich die internationale Progressive MS Alliance (mehr dazu zum Beispiel hier im Interview mit Gründer Prof. Alan Thompson). Sie setzt auf weltweite Zusammenarbeit und das Bündeln der besten Ideen. Die von der MS Society UK finanzierte Octopus-Studie hat den Ansatz, die progrediente MS durch gleichzeitiges Bewerten mehrerer potenzieller Wirkstoffe zu beschleunigen. Bis zu drei Mal so schnell könne man sein, wenn man mehrere Substanzen parallel prüfe.

Bisher haben die Forscher, geleitet wird die Mega-Studie vom University College London, drei Wirkstoffe ausgewählt. Das Studiendesign lässt es jedoch zu, jederzeit weitere Wirkstoffkandidaten hinzuzufügen. Gern auch acht, so viel wie der namensgebende Oktopus Arme hat. Gestartet wird im Herbst 2021. Mehrere hundert Patienten mit primär oder sekundär progredienter MS sollen in die doppelt verblindete und randomisierte Studie einbezogen werden. Die teilnehmenden MS-Zentren sind bereits ausgewählt.

Mit MAMS schneller ans Ziel

Der Erfolg soll nach jeweils 18 Monaten per MRT überprüft werden. 2025 könnte sich die Octopus-Studie in ihrer Schlussphase befinden. Die Probanden können den Testwirkstoff (oder Placebo) zusätzlich zu ihrer aktuellen Therapie nehmen. Zeigt sich einer der Studienwirkstoffe als unwirksam, kann er durch einen anderen Wirkstoff ersetzt werden oder es können – im Falle der Wirksamkeit – mehr Patienten in den Studienarm mit einbezogen werden.

Die üblicherweise nacheinander stattfindenen Phasen einer Studie werden in der Oktopus-Studie also teils parallel laufen. Darum kürzt man solche Studien im Englischen mit "MAMS" ab (Multi-Arm-Multi-Stage-Trials). Es ist das erste Mal, dass ein solches Studiendesign bei progredienter MS angewandt wird.

Quelle: MS Society UK, aufgerufen am 06.05.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 06.05.2021