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Ocrelizumab und Covid-19

Auf den ersten Blick scheinen die Daten nach der Zulassung zu Ocrelizumab und dem Risiko von schweren Covid-19-Verläufen bedenklich. Auf den zweiten Blick sind sie es jedoch nicht.

Als Laie wähnt man sich ja auf der sicheren Seite, wenn man Zahlen in seriösen Quellen liest. Und 26 von rund 100 macht natürlich immer circa ein Viertel. Recht viel, erschrickt man also, wenn man erfährt, dass 26 von 100 Patienten unter Ocrelizumab einen schweren Verlauf hatten. Zum Glück ist es aber anders.

Fakten, Fakten, Fakten?

Manchmal muss man schon genau hinschauen, um hinter die Wahrheit zu kommen. Gerade bei komplexeren medizinischen Themen. Prof. Mathias Mäurer macht genau das auf www.ms-docblog.de: Der Chefarzt der Neurologie am Klinikum Würzburg-Mitte erklärt dort aktuelle Themen rund um die Multiple Sklerose für Betroffene und Angehörige.

Im Fall von Ocrelizumab und schweren Covid-19-Verläufen kann Mäurer Entwarnung geben. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als nähme rund ein Viertel der Ocrelizumab-Patienten einen schweren Verlauf: Dem ist nicht so.

Bei der Pharmakovigilanz, also der Nachbeobachtung, nachdem ein Medikament bereits zugelassen ist, werden nur (mitunter neue) Nebenwirkungen nachberichtet. Das bedeutet umgekehrt, dass die allermeisten Fälle von unbemerkten oder leichten Covid-19-Fällen von Ocrelizumab-Patienten hier nicht gemeldet werden.

MS behandeln, auch in Corona-Zeiten

Man darf also, was die Gesamtheit der Daten angeht, nicht die Daten der schweren Fälle auf alle in diesem Rahmen genannten Fälle beziehen. Das wären mit 26 von 100+ Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, in der Tat sehr viele. Sondern man muss diese Daten auf die 160.000 weltweit mit Ocrelizumab behandelten Patienten beziehen. Dann relativiert sich das Risiko. Und es zeigt, dass, Stand heute, auch ein Mittel wie Ocrelizumab das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf nicht erhöht.

Quelle: MS-Docblog.de, 20.07.2020; Multiple Sclerosis and related disorders, 16.05.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.07.2020