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Neurale Stammzelltherapie bei MS

Geht es um Stammzelltherapie bei Multipler Sklerose, dann ist häufig die Rede von der autologen hämatopoetischen Stammzelltherapie. Ganz anders die neuronale Stammzelltherapie. Sie wird inzwischen getestet bei progredienten Verläufen.

Stammzelltherapie ist nicht gleich Stammzelltherapie. Da muss man schon sehr genau hinschauen. Viel berichtet und geforscht wurde in den vergangenen Jahrzehnten zur sogenannten autologen hämatopoetischen Stammzelltherapie.

Bei diesem Verfahren werden eigene Immunzellen aus dem Blut gewaschen und gereinigt an den Patienten, der mittlerweile eine Chemotherapie durchgemacht hat, zurückgegeben. Das Verfahren ist mittlerweile relativ sicher, hat aber nur bei vergleichsweise jungen MS-Erkrankten mit hochaktivem schubförmigem Verlauf gute Wirkung.

Es fehlt also eine Stammzelltherapie für Patienten mit fortgeschrittener MS, eventuell schon starken Einschränkungen und einem progredienten Verlauf ohne Schübe. Genau hier setzt die neurale oder auch neuronale Stammzelltherapie an. Das Verfahren ist jedoch grundverschieden von der autologen hämatopoetischen Stammzelltherapie.

Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog über die neuronale Stammzelltherapie bei MS.

Neuronale Stammzelltherapie bei progredienter MS: Phase-1-Ergebnisse

Hier wird nicht das Blut gereinigt, der Patient/ die Patientin einer Chemotherapie unterzogen, sondern es werden neuronale Vorläufer-Stammzellen ins Nervenwasser der Patienten eingebracht. Vorläufer-Stammzellen sind solche Stammzellen, die sich noch nicht festgelegt haben, zu welcher neuronalen Stammzellen sie sich entwickeln werden. Das hört sich zwar zunächst sehr gut an, bringt aber, so befürchten Wissenschaftler, die Gefahr mit sich, dass diese Stammzellen ein Tumorwachstum fördern könnten.

Eine erste Phase-1-Studie, um vor allen Dingen die Sicherheit das Verfahrens an einer kleinen Gruppe von Patienten zu testen, hat innerhalb von zwei Jahren Nachbeobachtungszeit nicht zu Tumorwachstum bei den Probanden geführt. Dies berichtet eine aktuelle Studie italienischer Wissenschaftler.

Neuronale Stammzellen - Behandlungsoption für progrediente MS?

Die höchste Dosis zeigte bei den Patienten auch eine niedrigere Hirnatrophie und erhöhte Spiegel im Liquor, die für Entzündungshemmung und Neuroprotektion sprachen. Bislang also positive Wirkungen, wobei diese nicht das primäre Endziel der Phase-1-Studie waren und bei so kleiner Teilnehmerzahl nicht aussagekräftig sind.

So gut diese Nachricht auch klingt, bleibt also zu bedenken, dass es sich um eine sehr kleine Testgruppe von zwölf Probanden und eine Nachbeobachtungszeit von bisher nur zwei Jahren handelt. Es wäre also deutlich zu früh, um Patienten mit progredienten Verläufen (primär progrediente und sekundär progrediente MS) wirklich Hoffnung zu machen. Was die Studie jedoch ergeben hat, und das ist eine positive Meldung, ist der Anlass, hier weiter zu forschen. Größere Studien müssen erst noch zeigen, ob dieses Verfahren eine Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittener MS darstellt.

Quellen: MS-Docblog, 24.04.2023; Nature, 09.01,2023.

Redaktion: AMSEL e.V., 24.04.2023