04.08.08: Biogen Idec hat dazu der DMSG, Bundesverband e.V., folgendes schriftlich mitgeteilt:
"Am 31. Juli 2008 haben wir zwei Meldungen zum Auftreten einer Progressiven Multifokalen Leukenzephalopathie (PML) unter Tysabri-Therapie erhalten. Beide Fälle sind in der Europäischen Union aufgetreten.
Ein Patient zuhause, einer stationär
Der erste Fall wurde aufgrund einer Kombination von klinischen Anzeichen, Symptomen, MRT-Daten und dem Nachweis von JC-Virus DNA im Liquor des Patienten bestätigt. Der Patient leidet an aggressiver MS (ca. 50 Läsionen bei Therapiebeginn) und erhielt Tysabri als Monotherapie für ungefähr 17 Monate.
Zum Stand 31. Juli 2008 wurde uns mitgeteilt, dass dieser Patient klinisch stabil und gehfähig ist und in seiner Wohnung weilt. Eine engmaschige klinische Überwachung führte dazu, dass Anzeichen und Symptome einer möglichen PML frühzeitig erkannt wurden. Das weitere Vorgehen umfasste Liquortests, das Absetzen von Tysabri und ein Plasmaaustausch. Alle maßnahmen wurden ambulant durchgeführt.
Ein erster Liquortest zum Nachweis von JC-Virus-DNA war negativ, ein weiterer Test führte zum Nachweis von JC-Virus-DNA, was dem Unternehmen am 30. Juli 2008 mitgeteilt wurde.
Die Information über den zweiten bestätigten Fall, der ebenfalls in der europäischen Union auftrat, erreichte uns am 31. Juli 2008. Es handelt sich um einen MS-Patienten, der krankheits-modifizierende Vortherapien, einschließlich Azathioprin und Beta-Interferone erhalten hat. Er erhielt Tysabri als Monotherapie für etwa 14 Monate.
Die Diagnose PML wurde gestellt anhand des Nachweises von JC-Virus DNA im Liquor und aufgrund von klinischen Anzeichen, Symptomen und MRT-Daten, die im Einklang mit der Diagnose PML waren. Zum Stand 31. Juli 2008 befindet sich der Patient in stationärer Behandlung. Im Liquor wurde JC-Virus DNA festgestellt.
Erhöhte Wachsamkeit
PML ist als erwartete Nebenwirkung unter der Tysabri-Therapie in der Fachinformation aufgeführt. Weiterbildungs- und Informationsmaßnahmen im Rahmen des Risk-Management-Plans haben zu einer erhöhten Wachsamkeit der behandelnden Ärzte geführt, was in den o.g. Fällen entscheidend für die Prognose der Patienten war und ist. Diese beiden Ereignisse führen nicht zur Enpfehlung eines Liquor-Routinetest. Wir empfehlen allerdings weiterhin, eine hohe klinische Wachsamkeit in Bezug auf klinische Anzeichen einer PML. Treten Anzeichen oder Symptome auf, die auf eine PML hindeuten, ist es angezeigt, weitere diagnostische Maßnahmen entsprechend den bekannten Algorithmen durchzuführen.
Ende Juni 2008 waren weltweit über 31.800 Patienten unter Tysabri-Therapie. 13.000 Patienten erhielten Tysabri bis zu einem Jahr und 6.600 Patienten bis zu 18 Monate."
EMEA prüft
02.09.08: Die European Medicines Agency, EMEA, prüft, ob die Regularien zur Verschreibung von Natalizumab nach diesen Fällen aktualisiert werden müssen, wie sie Mitte August bekannt gab.
Das PML-Risiko im Zusammenhang mit Natalizumab ist bekannt und wird engmaschig durch die EMEA überwacht. Die Produktinformation weist darauf hin, dass Tysabri nicht bei bestehender PML angewandt werden darf und dass Patienten, die es einnehmen, regelmäßig auf mögliche PML-Symptome hin überprüft werden müssen.
Sollte es im Zusammenhang mit diesen beiden PML-Fällen weitere wichtige Informationen geben, werden wir darüber berichten.
Quelle: Schriftliche Mitteilung der Biogen Idec GmbH an die DMSG, Bundesverband e.V., vom 01. August 2008; EMEA Mitteilung August 2008
Redaktion: AMSEL e.V., 02.09.2008