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Neue Perspektiven für Menschen mit schleichender MS

2 weiße Tabletten auf schwarzem Grund als Symbolbild für orale Therapie bei Multipler Sklerose von AMSEL e V

Tolebrutinib kann die progrediente Multiple Sklerose einbremsen. Die Studienergebnisse bei sekundär-progredienter MS machen Hoffnung, dass bald auch diese Patientengruppe besser behandelt werden kann.

Die bisherige Geschichte der BTKi (Bruton-Tyrosin-Kinase-Hemmer) gleicht einem Auf und Ab.

  • Angefangen bei der Aussicht, in BTKi eine Wirkstoffgruppe gegen aktive, schubförmige wie auch gegen nicht-aktive, (nahezu) schubfreie) MS zu haben.
  • Über eingestellte Studien aufgrund schwerster, in einem Fall tödlicher Leberprobleme oder nicht signifikanten Ergebnissen.
  • Bis hin zur Aussicht jetzt, dass ein BTKi möglicherweise schon Ende 2025 gegen progrediente Multiple Sklerose zugelassen werden könnte. [Anm.d.Red.: Zunächst hatten wir hier von einer Zulassung in der ersten Jahreshälfte 2025 berichtet. Korrekt ist jedoch: nicht vor Ende 2025.]

BTKi ist nicht gleich BTKi. Die Wirkstoffgruppe eint unterschiedlich stark wirksame Wirkstoffkandidaten unter sich. Und das bezieht sich sowohl auf die Wirkung, als auch auf mögliche Nebenwirkungen. Ohne ein recht genaues Leber-Monitoring wird wohl kein BTKi auskommen. Wenn es im Einzelfall denn überhaupt zugelassen wird.

Gute Chancen für erstes BTKi 2025

Für Tolebrutinib stehen die Chancen dazu aktuell gut. Der Neurologe Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog über Studienergebnisse zu dem Bruton-Tyrosin-Kinase-Hemmer aus GEMINI 1 und 2 und HERCULES. Ergebnisse der PERSEUS-Studie stehen noch aus.

Den primären Endpunkt der Verringerung der jährlichen Schubrate konnte Tolebrutinib in den GEMINI-Studien im Vergleich mit dem bereits seit 2013 bei schubförmiger MS zugelassenen Teriflunomid nicht erreichen. Tolebrutinib zeigte hier zwar eine Wirkung, aber eben nicht stärker als das der niedrigsten Wirksamkeitskategorie angehörende Teriflunomid. Im sekundären Endpunkt, der Verringerung der Behinderungsprogression, zeigte es sich dem Vergleichswirkstoff jedoch überlegen. Und es erreichte den primären Endpunkt in der HERCULES-Studie: weniger Behinderungsprogression bei schubfreier wenig aktiver, sekundär-progredienter MS. Tolebrutinibs Stärken (und möglicherweise auch die anderer BTKi) scheinen also in der Eindämmung der progredienten Verschlechterung, weniger in der Entzündungshemmung zu liegen.

Durchbruch bei Therapie der schleichenden MS?

Das stimmt hoffnungsvoll, zumal es bisher wenige und wenig stark wirksame Mittel gegen schleichende Verläufe gibt. Möglicherweise wird Tolebrutinib daher in diesem Jahr zugelassen. Fraglich ist noch, ob nur bei sekundär-progredienter MS oder auch bei schubförmiger MS. Und, ob es in Kombination mit anderen Immunmodulatoren zugelassen werden könnte. Ein engmaschiges Leber-Monitoring wird wohl Voraussetzung sein. Im "Breakthrough-Therapy"-Programm der FDA ist Tolebrutinib jedenfalls bereits gelandet und "genießt" daher ein beschleunigtes Zulassungsverfahren (amsel.de hatte zuletzt über Tolebrutinib bei progredienter Multipler Sklerose berichtet). [Anm.d.Red.: Der Wirkstoff erhielt den Breakthrough-Therapy-Status und nicht, wie hier ursprünglich berirchtet, den "Fast-Track-Status".]

Und dann stehen noch die Ergebnisse aus der PERSEUS-Studie aus. Hier wird derzeit noch Tolebrutinib gegen primär progrediente Multiple Sklerose, also die von Anfang an schubfrei verlaufende MS, getestet. Im vierten Quartal 2025 werden die Ergebnisse erwartet. amsel.de wird dann berichten.

Mehr zu BTKi

BTKi nimmt man oral ein, also als Tablette oder Kapsel. Mehr über die Bruton-Tyrosin-Kinase-Hemmer, woher sie kommen, wie sie arbeiten, steht im amsel.de-Bericht zum Beispiel hier Tolebrutinib bei progredienter Multipler Sklerose

In einem AMSEL-Video vom Herbst 2024 fasste Prof. Mathias Mäurer seine Eindrücke von Tolebrutinib im Anschluss an den letzten ECTRIMS-Kongress zusammen.

Quelle: MS-Docblog, 28.01.2025.

Redaktion: AMSEL e.V., 03.02.2025