Mit der Zulassung des allerersten Interferon-Wirkstoffes gegen Multiple Sklerose in Europa Mitte der 1990er Jahre trat eine Revolution in die Behandlung der MS ein: Zum ersten Mal war es möglich, die chronische ZNS-Erkrankung prophylaktisch zu behandeln und so Einfluss zu nehmen auf den weiteren Verlauf und damit auf die künftige Lebensqualität von Menschen mit MS.
Bis heute sind die Interferone im Einsatz gegen MS, auch wenn es mittlerweile stärker wirksame Therapien gibt. Interferone werden eingesetzt bei (möglicherweise) weniger aktiven Verläufen der schubförmigen MS, weil sie ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil mit sich bringen und auch während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden dürfen. Am besten wirken Interferone relativ am Anfang der Erkrankung. Je „progredienter“ eine MS wird, desto weniger können auch sie ausrichten.
Alle Interferone müssen gespritzt werden, meist subkutan, also unter die Haut. Das führt auch schon zu den hauptsächlichen Nebenwirkungen: Reaktionen an der Einstichstelle, in Form von Rötungen, Quaddeln, Juckreiz sind möglich. Wenn man planvoll spritzt, also zum Beispiel das Interferon kurz vor dem Injizieren auf Handwärme bringt, gut desinfiziert, immer die Einstichstelle wechselt (rotierendes Verfahren) und die Einstichstelle nach der Injektion kühlt, sind diese Nebenwirkungen meist gut in den Griff zu bekommen.
Keine Beta-Interferone bei ausgeprägter Depression
Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen, eventuell auch Fieber, treten in der Regel nur am Anfang der Therapie auf und können mit Schmerzmitteln abgefangen werden.
Das sind zwar mitunter lästige, aber zum Glück auch leichte Nebenwirkungen, denkt man an die Nebenwirkungen anderer, stärker wirksamer Präparate wie PML, Lymphopenie, weitere Autoimmunerkrankungen oder auch erhöhtes Krebsrisiko.
Eine wichtige Kontra-Indikation gibt es: Wer unter mittleren bis vor allem starken Depressionen leidet, sollte eher auf Interferone verzichten. Interferone können mitunter vorhandene Depressionen verstärken. Wer unter einer Spritzenphobie leidet, wird ebenso Abstand nehmen vom regelmäßigen Injizieren.
Wirkstoffname | Handelsname | In EU zugelassen | Art der Injektion | Dosierung |
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Interferon beta 1a | Avonex | 03/1997 | intramuskuläre Injektion | 1x wöchentlich |
Interferon beta 1a | Rebif | 05/1998 | subkutane Injektion | 3x wöchentlich |
Interferon beta 1b | Betaferon | 11/1995 | subkutane Injektion | jeden 2. Tag |
Interferon beta 1b | Extavia | 06/2008 | subkutane Injektion | jeden 2. Tag |
Quelle: MS Docblog, 05.08.2022.
Redaktion: AMSEL e.V., 29.08.2022