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Nebenwirkungen von MS-Therapien: Glatiramerazetat und Teriflunomid

MS-Docblog startet mit einer neuen Reihe zu Nebenwirkungen von Wirkstoffen gegen Multiple Sklerose. Prof. Mathias Mäurer geht zunächst en Detail auf einzelne moderat wirksame Medikamente ein. Probleme mit den Einstichstellen, Haarausfall, Magen-Darm-Probleme - das kann passieren, muss aber nicht.

Auf was lasse ich mich da ein? – Ein Medikament wählt man wegen seiner Wirkung, doch die grundsätzlich möglichen Nebenwirkungen und, was sie für den Alltag bedeuten, sollte man gleich mit im Blick haben. Da geht es nicht nur um einzelne leichte oder schwerere Folgen, sondern es geht auch darum, welchen Aufwand ein Medikament im praktischen Alltag mit sich bringt. Zum Beispiel das sogenannte Monitoring. Und nicht zuletzt auch darum, wie einfach ein späterer Wechsel auf ein anderes Medikament wäre.

Professor Mathias Mäurer hat auf MS- Docblog eine Reihe zum Thema Nebenwirkungen bei Wirkstoffen gegen Multiple Sklerose gestartet. Aus seinen Erfahrungen mit MS-Patienten kann der Docblog-Autor sehr gut einschätzen, welche Nebenwirkungen relevant sind und auch, was sich dagegen tun lässt. Den Anfang machen Glatiramerazetat und Teriflunomid.

Glatiramerazetat: Probleme mit der Einstichstelle

Glatiramerazetat, in Deutschland unter den Handelsnamen Clift und Copaxone auf dem Markt, gehört zu den MS-Mitteln mit relativ betrachtet geringen Nebenwirkungen. Häufig, vor allem zu Beginn, kommt es zu geröteten und möglicherweise juckenden Einstichstellen. Seltener kann sich das Unterhautfettgewebe verändern, was zwar kein medizinisches aber doch ein kosmetisches Problem ist. Ebenfalls kein großes Problem und noch dazu sehr selten sind systemische Post-Injektionsreaktionen. Dazu zählen Gesichtsrötung, Enge in der Brust, Schwitzen, Herzklopfen und Angstgefühle. Zwar ist die Reaktion nicht gefährlich, doch gerade Patienten, die über diese Möglichkeit nicht aufgeklärt wurden, erschrecken natürlich darüber. Ruhe bewahren und abwarten lautet hier die Devise.

Die Nebenwirkungen von Glatiramerazetat sind nach jahrzehntelanger Anwendung überschaubar und vor allen Dingen nicht schwer. Auch das Routinelabor (ein Monitoring von Blutwerten) kann nach einem Jahr auf über drei Monate gestreckt werden. Sogar während Schwangerschaft und Stillzeit kann Glatiramerazeta angewendet werden. Außerdem ist die Umstellung von oder zu anderen krankheitsmodifizierenden MS-Wirkstoffen ohne besondere Maßnahmen möglich.

Teriflunomid: Diarrhö und Haarausfall

Teriflunomid, Handelsname Aubagio, zählt wie Glatiramerazetat auch zu den moderat wirksamen MS-Medikamenten. Es wird allerdings als Tablette eingenommen, bietet also einen gewissen Komfort gegenüber Spritzen. Auch hier sind die Nebenwirkungen überschaubar.

Durchfall, besser dünnflüssiger Stuhlgang, und sich meist wieder normalisierender Haarausfall (letzterer bei etwa 13 %) sind hier am häufigsten, wobei die meisten Patienten damit zurecht kommen. Auch eine Erhöhung der Leberwerte ist in aller Regel in der Praxis nicht relevant.

Eher zu beachten ist eine leichte Erhöhung des systolischen Blutdrucks vor allem für Bluthochdruck-Patienten. Und mit der Polyneuropathie eine sehr seltene Nebenwirkung. Sie tritt bei ca. 2 % der Patienten auf.

Ein Nachteil für Frauen mit Kinderwunsch ist die fruchtschädigende Wirkung von Teriflunomid. Patientinnen sollten also während der Einnahme verhüten und für den Fall, dass es trotzdem zu einer Schwangerschaft kommt, das Medikament möglichst schnell absetzen und eventuell auswaschen. Hierzu sind weitere Wirkstoffe nötig.

Quelle: MS-Docblog, 8. und 25.04.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 29.04.2022