Spenden und Helfen

Nachgehakt: Stammzelltherapie bei Multipler Sklerose ?

Deutschen Forschern ist es gelungen, adulte Stammzellen so zu kultivieren, dass sie künftig industriell gefertigt werden können. Da diese Stammzellen keine tierischen Eiweiße enthalten, scheint die Gefahr einer Allergie eingedämmt.

Anders als emryonale Stammzellen werden adulte Stammzellen (mesenchymale Stammzellen, kurz MSC) aus menschlichen Geweben wie Fettgewebe, Nabelschnur, Nabelschnurblut oder Knochenmark gewonnen werden. Sogar Nervengewebe lasse sich inzwischen aus diesen Stammzellen gewinnen, so Mitautorin Dr. Cornelia Brendel vom Schwerpunkt für Hämatologie, Onkologie und Immunologie der Philipps-Universität (AMSEL.DE hatte berichtet). Die Zellen sollen Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Abstoßungsreaktionen nach Gewebstransplantationen unterdrücken.

Die adulten Stammzellen haben sich in vorklinischen Studien als sehr wirksam gezeigt, doch ist das bisherige Verfahren aufwendig, teuer und dazu gefährlich, da bei der Flaschen Kultur Rinderserun verwendet wird. Gemeinsam haben Forscher aus Gießen und Marburg nun das Verfahren in mehreren Punkten verbessert. Größere klinische Studien mit industriell hergestellten Stammzellen wären vermutlich schon 2014 möglich, so Dr. Cornelia Brendel gegenüber AMSEL.DE.

Nun haben die mittelhessischen Forscher erstmals eine Kultivierungsmethode für MSC etabliert, bei der die Zellen in einem Hohlfasersystem wachsen und menschliche statt tierischer Zellprodukte verwendet werden.

Dass mit diesen Stammzellen auch Multiple Sklerose behandelt werden könnte, war eigentlich ein Nebenprodukt dieser Arbeit, so Brendel gegenüber der AMSEL-Onlineredaktion. Tatsächlich lasse sich neben beispielsweise Muskel- und Knochengewebe auch Nervengewebe aus diesen Stammzellen gewinnen. Die Zellen unterdrücken Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Abstoßungsreaktionen nach Gewebstransplantationen.

Warnung vor kommerziellen Angeboten einer "intrathekalen Stammzelltherapie

Nicht zu verwechseln ist diese klinische Forschung mit unseriösen Angeboten einer vom Patienten selbst zu zahlenden "intrathekalen Stammzelltherapie". Vor diesen Angeboten haben AMSEL und DMSG mehrfach gewarnt. Die Stammzellforschung bei MS befindet sich noch in der Forschungsphase. Patienten haben zum jetzigen Zeitpunkt, Januar 2013, maximal Zugang über Studien zu einer seriösen Stammzelltherapie.

Quelle: Pressemeldung der Philipps-Universität Marburg, 11.01.2013; Originalveröffentlichung: Philipp Nold,,Cornelia Brendel, & al: Good manufacturing practice-compliant animal-free expansion of human bone marrow derived mesenchymal stroma cells in a closed hollow-fiber-based bioreactor, Biochemical and Biophysical Research Communications 430 (2013), pp. 325–330, DOI: 10.1016/j.bbrc.2012.11.001

Redaktion: AMSEL e.V., 17.01.2013