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Nachgehakt: Herzrisiko-Patienten vor Multiple Sklerose-Behandlung erkennen

Fingolimod kann nach der ersten Anwendung den Herzschlag senken - bei manchen hält das gefährlich lange an. Deutsche Forscher haben eine Methode gefunden, die Risiko-Patienten vor einer möglichen Behandlung zu identifizieren. Die AMSEL-Onlineredaktion hakte nach bei Prof. Ralf Linker.

6 Stunden Nachbeobachtungszeit nach der Ersteinnahme von Fingolimod sind ein Muss, da das Multiple Sklerose-Medikament den Puls verringern und zu weiteren Herzstörungen führen kann (AMSEL.DE hatte berichtet). In der Regel erhöht sich der Puls wieder innerhalb dieser 6 Stunden. Doch bei einigen Patienten bestehen die Probleme fort oder es können weitere Herzprobleme wie Rhythmusstörungen hinzukommen.

Fingolimod und weitere für die Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassenen Wirkstoffe - hierüber informiert ausführlich "MS behandeln"

 

 

Ein aus der TCM bekannter Pilz bildete den Ausgangspunkt für ein synthetisches Medikament gegen Multiple Sklerose: den Wirkstoff Fingolimod, der unter dem Namen "Gilenya" als erste MS-Pille (eigentlich ist es eine Kapsel) zugelassen wurde. Bis zur Zulassung gab es nur zu spritzende Mittel, die krankheitsmodifizierend wirkten.

Diese Herzprobleme unter Fingoliomod könnten von der Multiplen Sklerose selbst verursacht sein, wie Forscher der Universität Erlangen herausfanden. Zunächst unterzogen sie 21 MS-Patienten und 20 gesunde Probanden ausführlichen kardiovaskulären Tests (unter anderem EKG und Blutdruckmessungen in Ruhe, nach dem Aufstehen, während rhythmischer Atemübungen, während des Handgreifens). Dann erhielten alle Patienten ihre erste Fingolimod-Kapsel.

Herzveränderungen bei 7 Patienten

7 der 21 Patienten benötigten länger als 6 Stunden, bevor sich ihr Puls wieder normalisierte. Und genau bei diesen 7 Patienten korrelierte dies auch mit bestimmten Messwerten (sie hatten zum Beispiel vor der ersten Einnahme einen höheren Ruhe-Blutdruck, höhere Blutdruckwerte während des Greiftests sowie weitere von den anderen Probanden abweichende Ergebnisse). Umgekehrt gesprochen, könnte man so vorab feststellen, welcher Patient eine längere Nachbeobachtungszeit braucht oder das Medikament besser gar nicht erst nähme.

Die Studie ist freilich sehr klein und die Ergebnisse müssen noch mit größeren Probandenzahlen verifiziert werden. Interessant ist dabei, dass die "Herzprobleme" der Risikokandidaten mit der MS selbst zusammenhängen könnten. Das Forscherteam vermutet dahinter MS-Läsionen, die zentral autonomisch wirken.

Nachgehakt: "Herz-Läsionen" per MRT ermitteln ?

Könnte man diese Läsionen, die möglicherweise unter Fingolimod verstärkte Herzprobleme verursachen, auch per MRT ermitteln und welche weiteren Studien sind geplant ?, fragte die AMSEL-Onlineredaktion. Hier Prof. Ralf Linkers Antwort: "In der Tat ist die Korrelation mit MRT Befunden momentan auch Gegenstand unserer Untersuchungen. Für weitere Analysen haben wir zwischenzeitlich eine große Kohorte von 90 Patienten in einer Längsschnittuntersuchung."

Quelle: PloS One, 06.07.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 30.07.2015