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Multiple Sklerose und der Blutgerinnungsfaktor XII

Deutsche Forscher entdecken einen weiteren Baustein im Ursachenkomplex der Multiplen Sklerose.

Einen Zusammenhang nachweisen zwischen dem Blutgerinnungssystem und dem Entstehen von Multiple Sklerose, den konnten nun erstmals deutsche Forscher nachweisen. Die Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Universität Münster zeigten, dass der Blutgerinnungsfaktor XII (FXII), für die MS-Entstehung mitverantwortlich ist.

FXII stand bereits im Fokus der Untersuchungen, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, nämlich bei der Gerinnselbildung im Gehirn, etwa nach einem Schlaganfall. „Dass er aber auch bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose relevant ist, hat uns selbst überrascht“, so Prof. Kleinschnitz weiter.

Sein Team konnte zeigen, dass der FXII-Spiegel im Blut von MS-Patienten während eines akuten Krankheitsschubes besonders hoch ist. Und: MS-kranke Mäuse ohne FXII-Gen entwickelten deutlich weniger neurologische Symptome als MS-Mäuse mit dem FXII-Gen.

Bei ersteren bildeten sich weniger Interleukin-17A produzierende T-Zellen. Die wiederum spielen eine zentrale Rolle in der MS-Entstehung. Außerdem konnten die Forscher nachweisen, dass FXII das Immunsystem bei MS über ganz bestimmte sogenannte Antigen-präsentierende Zellen aktiviert, die Dendritischen Zellen.

Raubwanzenmittel steckt noch in den Kinderschuhen

"Unter therapeutischen Gesichtspunkten hochspannend und relevant erscheint die Tatsache, dass wir im Tiermodell FXII durch eine neuartige Substanz (das Protein Infestin-4) hemmen konnten, das ursprünglich aus einer blutsaugenden Raubwanze gewonnen wurde", erklärt Professor Kleinschnitz. Die Blockade des FXII mittels Infestin-4 war auch dann noch wirksam, wenn die neurologischen Symptome bereits ausgebrochen waren.

Hier könnte sich zukünftig ein ganz neuer Ansatz bei der MS-Therapie auftun. Gemeinsam mit der entwickelnden Firma werden nun weitere Tests mit Infestin-4 folgen. Prof. Kleinschnitz: "Wir wollen allerdings keine falschen Hoffnungen wecken. Bis tatsächlich ein Medikament zur Verfügung steht, wird es bestimmt noch einige Zeit dauern."

Quelle: Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen, 25.05.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 30.05.2016